leit sw

Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Vierzig Tage haben wir Zeit, uns auf Ostern vorzubereiten. Vierzig ist in der Bibel eine heilige Zahl. Vierzig Jahre wanderte das Volk Israel durch die Wüste, bis es in das Gelobte Land einziehen konnte. Vierzig Tage fastete Jesus in der Wüste, bevor er öffentlich die Frohe Botschaft vom Reich Gottes verkündete. Die Wüste ist der Ort, an dem Gott den Menschen besonders nahekommt. Seit Urzeiten gehen Menschen in die Wüste, griechisch Eremos, um die Welt mit ihrer Reizüberflutung hinter sich zu lassen und Gott in der Stille zu suchen. Im Katechismus der Katholischen Kirche lesen wir: Auch wenn sie die drei evangelischen Räte nicht immer öffentlich geloben, weihen die Eremiten [Einsiedler] „durch strengere Trennung von der Welt, in der Stille der Einsamkeit, durch ständiges Beten und Büßen ihr Leben dem Lob Gottes und dem Heil der Welt“ (CIC, can. 603, § 1). Sie zeigen jedem das Innere des Mysteriums der Kirche auf: die persönliche Vertrautheit mit Christus. Den Augen der Menschen verborgen, ist das Leben des Eremiten eine stille Predigt Christi. Der Einsiedler hat sein Leben ganz Christus übergeben, weil dieser für ihn alles ist. Es ist eine besondere Berufung, in der Wüste, im geistlichen Kampf die Herrlichkeit des Gekreuzigten zu finden. Freiwillig leben Eremiten in der Wüste, um Gott nahe zu sein. In unseren Tagen allerdings werden Menschen unfreiwillig in die Wüste geschickt. Die Pandemie macht sie zu Einsiedlern. Kontakte zu anderen und die Bewegungsfreiheit sind eingeschränkt. Viele empfinden diese Corona-Eremitage als zunehmende Belastung. Doch sie könnte auch eine Chance sein. Die Welt mit ihrer Reizüberflutung tritt in den Hintergrund. In der Wüste begegnet Gott uns Menschen. In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine gesegnete Fastenzeit in der Stille und dann den Aufbruch ins neue Leben an Ostern.

Pfarrer Bernhard Lackner