Nüchtern. Historisch kritisch.   Natürlich wissen wir mehr. Nikolaus, der Bischof von Myra, gilt als Wohltäter der Kinder und der Armen. Viele Legenden erzählen davon. Ich erinnere mich an meine Kindheit. Wie damals der Nikolaus bei uns zu Besuch war. Wir Kinder haben es gleich gemerkt: Da ist einer, der uns mag. Er versteht uns, und er hat uns etwas Gutes mitgebracht. Wir haben es gespürt: Der Nikolaus kommt aus einer anderen Welt zu uns. Er steht für den guten Vater im Himmel. Er mag seine Kinder. Er tut ihnen Gutes. Er hat viel Verständnis für sie. Auch wenn sie einmal eine Dummheit gemacht haben. Nikolaus ist das Bild für die Güte und die Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Vaters im Himmel.   In diesem Sinne steht der Bischof von Myra ganz in der Nachfolge seines Herrn Jesus Christus. Jesus erzählt den Menschen von einem Vater, der voller Güte auf sie schaut. Er redet nicht nur davon. Er handelt danach. Er sieht die Not der Menschen. Er hilft. Er heilt. Er versöhnt. Die Menschen spüren: Da bricht eine neue Wirklichkeit in unsere Welt herein. Reich Gottes. Himmelreich. Dies alles kommt nicht erst in einer fernen Zukunft. Nein. Gottes Heil kommt zu uns hier und jetzt. Ein Stück Himmel kommt auf unsere Erde. Gott greift ein in unsere Welt. Sein Reich kommt.   Sein Reich kommt. Das spüren wir, wenn wir Menschen wie dem Bischof Nikolaus begegnen. Angefangen hat dieses Reich Gottes in Jesus. Er schenkt uns dieses neue Leben. Er lädt uns ein, dieses Geschenk weiter zu geben. Er lädt uns ein, mitzubauen an dieser neuen Welt, die von Gott kommt. Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! So sagt es der Prophet Jesaja. So lesen wir es im Evangelium heute am Zweiten Adventssonntag. Im neuen Kirchenjahr, das am Ersten Adventssonntag begonnen hat, wird aus dem Markusevangelium vorgelesen. Was zeichnet dieses Evangelium aus? Markus hatte als erster die geniale Idee, ein Buch über Jesus zu schreiben und dieses Buch Evangelium zu nennen, frohe Botschaft. Was erzählt Markus über Jesus? Für Markus ist Jesus der Sohn Gottes, der gegen die Mächte des Bösen kämpft und sie besiegt. Jesus fordert seine Jünger auf, hinter ihm her zu gehen, ihm nachzufolgen. Wer Jesus wirklich ist, das verstehen die Jünger erst, nachdem er von den Toten auferstanden ist. Deshalb verbietet Jesus seinen Jüngern, vor seinem Tod und seiner Auferstehung zu verkünden, dass er der Messias sei.   Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! Wie geht das? Nikolaus zeigt es uns. Im Messbuch steht sein Tagesgebet. Da lesen wir: Gott, du Spender alles Guten, hilf uns auf die Fürsprache des heiligen Nikolaus in aller Not und steh uns bei in jeder Gefahr. Gib uns ein großmütiges Herz, damit wir anderen schenken, was wir empfangen, und den Weg des Heiles ungehindert gehen.

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner