Er sagt: Ich werde mein Volk, das zerstreut ist, wieder sammeln, zur Einheit führen, stark machen. Wenn es meinem Volk gut geht, dann habe ich einen guten Namen in der Welt. Alle können es sehen: Das Volk Israel ist stark und selbstbewusst, weil sein Gott stark und mächtig ist. Ich heilige meinen Namen, indem ich mein Volk sammle und führe. So wie ein guter Hirte seine Herde sammelt und führt.   Geheiligt werde dein Name. Gott, sammle dein Volk, das zerstreut ist. Zeige allen deinen guten Namen. Diese Bitte gilt auch in der Zeit, in der Jesus lebt. Das Volk Israel wird von den Römern regiert. Israel ist zerrissen und schwach. Parteien stehen gegeneinander. Die Oberschicht, die Sadduzäer, sie arbeiten mit den Besatzern zusammen und beuten das eigene Volk aus. Die Pharisäer, sie sind die ganz Frommen. Sie verachten die anderen, weil die vermeintlich weniger fromm sind als sie. Die Zeloten verüben Terroranschläge gegen die Römer und das Imperium schlägt zurück. Die Essener ziehen sich aus der Welt zurück in die Einsamkeit, ins Gebet. Das Volk Israel ist zerrissen, zerstreut, schwach.   Da greift Gott ein. Jesus soll Israel neu sammeln, zusammenführen. Das macht er nicht allein. Zwölf Männer begleiten ihn. Zwölf Männer für die zwölf Stämme Israels. Das ist ein prophetisches Zeichen. Jeder versteht es. Doch Jesus scheitert. Er wird verraten, verurteilt, ermordet. Die Jünger laufen weg. Sie zerstreuen sich in alle Winde. Drei Tage später kommt die Wende. Frauen erzählen: Jesus lebt. Wir haben ihn gesehen. Zwei Jünger gehen von Jerusalem heim in ihr Dorf Emmaus. Traurig. Jesus kommt dazu. Er begleitet sie. Er leitet sie. Er führt sie zum Glauben an ihn, den Auferstandenen. Er führt sie zurück nach Jerusalem in die Gemeinschaft der Jünger. Jüngerinnen und Jünger sammeln sich neu. Die Kirche entsteht.   Geheiligt werde dein Name. Gott, sammle dein Volk, das zerstreut ist. Zeige uns deinen guten Namen. Diese Bitte gilt auch heute. Wegen der Pandemie ist es schwer, Gemeinschaft zu erleben. Dazu kommt: Die Christenheit ist gespalten in verschiedene Konfessionen. Manche treten aus der Kirche aus. Warum? Weil sie sich über die Kirche ärgern. Vielleicht auch, weil sie zermürbt sind durch die Pandemie. Aus Corona kann man nicht austreten. In der Kirche gibt es unterschiedliche Gruppen und Bewegungen: Konservative und Progressive, Reformer und Traditionalisten. Das ist an sich nichts Schlechtes. Das ist wie in einer großen Familie. Verschiedene Meinungen, Ansichten, Ideen, Vorlieben. Doch alle gehören zusammen. Das ist typisch katholisch. Die Kirche ist allgemein, allumfassend, wie ein großes Dach. Viele haben darunter Platz. Freilich, es besteht auch die Gefahr der Spaltung. Jesus sagt im Johannesevangelium: Alle sollen eins sein, damit die Welt glaubt.   Gott, sammle dein Volk, das zerstreut ist. Zeige uns deinen guten Namen. Zeige der ganzen Welt deinen guten Namen. Geheiligt werde dein Name.  

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner