Er will uns vorbereiten auf das Ende. Im Evangelium ist heute davon die Rede. Johannes der Täufer tritt auf. Er sagt: Am Ende kommt das Gericht. Es steht unmittelbar bevor. „Es kommt einer, der stärker ist als ich … Er wird euch … mit Feuer taufen.“ Feuertaufe. Gericht. Das ist wie bei der Ernte. Das Getreide wird gedroschen, mit der Schaufel in den Wind geworfen. Die schweren Weizenkörner fallen zu Boden. Sie kommen in die Scheune. Die Spreu weht der Wind zur Seite. Sie wird verbrannt in nie erlöschendem Feuer. Feuertaufe. Gericht. Das ist etwas anderes als das milde Kerzenlicht am Adventskranz. Das ist nicht mehr Louis Armstrong, What a wonderful world. Das ist schon eher AC/DC, Highway to hell. Menschen hören diese Gerichtsbotschaft und sind entsetzt. Genau das hat Johannes beabsichtigt. Er rüttelt die Menschen auf und sie fragen: „Was sollen wir also tun?“ Der Täufer antwortet erstaunlich moderat. „Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso.“ Das sind moderate Töne. Niemand wird überfordert. Die Zöllner sollen nicht mehr verlangen, als festgesetzt ist. Der Zolleinnehmer und der Steuerpflichtige sind nicht auf Augenhöhe. Der Zöllner ist in der stärkeren Position. Er kann seine Macht ausnützen, den Steuerpflichtigen ausnehmen, gnadenlos. „Tu das nicht!“ sagt Johannes. Behandle deine Mitmenschen fair! Die Soldaten haben Waffen. Sie können Menschen misshandeln, erpressen. „Tut das nicht!“ sagt Johannes. „Begnügt euch mit eurem Sold!“ Behandelt eure Mitmenschen fair, auch wenn ihr die Stärkeren seid! Moderate Forderungen. Die Schwachen nicht ausbeuten. Den Notleidenden helfen. Johannes der Täufer formuliert sie allerdings nur im Lukasevangelium. Lukas schaut auf die Menschen, die am Rande leben, auf die Armen, auf die Schwachen, auf die Kranken. Für Lukas ist Jesus der Heiland der Kranken, der Freund der Zöllner und der Sünder. Folglich erscheint auch sein Vorläufer, Johannes, in einem milden Licht, obwohl der Täufer doch eigentlich ein ganz wilder Geselle ist, radikal, unerbittlich. Die Schwachen nicht ausbeuten. Den Notleidenden helfen. Diese Forderungen sind moderat. Sie gelten auch uns heute. Hungernde speisen. Frierende kleiden. Fair mit allen Menschen umgehen. Das überfordert niemanden. Menschlichkeit und Nächstenliebe. Nicht Feuertaufe und Gericht. Also doch Louis Armstrong, What a wonderful world. Also doch Advent. Eine besinnliche Zeit. Sie stimmt uns ein auf Weihnachten.

Pfr. Dr. Bernhard Lackner