Das ist unser Jahresthema. Es soll uns auch im nächsten Jahr 2021 begleiten und leiten. Frischer Wind 2.0 sozusagen. So hat es der Gemeinsame Ausschuss unserer Seelsorgeeinheit Böfingen Jungingen beschlossen. Frischer Wind 2.0. Das muss nicht unbedingt ein starker, heftiger Sturm sein, der die Berge zerreißt und die Felsen zerbricht. Kein Gegenwind, der die Wellen hoch auftürmt und das Boot beinahe zum Kentern bringt. Lebensgefährlich. Furchteinflößend. Frischer Wind 2.0. Kann das nicht auch ein sanftes, leises Säuseln sein, verschwebendes Schweigen, Stille, ein leichter Windhauch, kaum vernehmbar? Vor zwei Wochen habe ich in der Predigt von dem Vater eines Ministranten erzählt. Er hat in Böfingen eine Hilfsaktion gestartet. Lebensmittel für Menschen in Not. Während der Predigt habe ich auch zu den Ministranten geschaut. Wer war da zum Ministrantendienst eingeteilt? Zum ersten Mal seit vier Monaten? Genau der Ministrant, von dessen Vater gerade die Rede war. Unsere Oberministranten teilen für jeden Sonntagsgottesdienst derzeit zwei Minis ein, einen großen und einen kleinen. Die Oberminis wussten nicht, worüber ich an diesem Sonntag predige. Ich wusste nicht, wer an diesem Sonntag eingeteilt ist. Trotzdem hat alles wunderbar zusammengepasst. Zufall? Für Menschen, die an Gott glauben, gibt es keinen Zufall, sondern nur den Heiligen Geist. Frischer Wind. Er weht, wie er will und wo er will. Kann es möglich sein, dass Gott zu uns spricht, nicht im Sturm, sondern wie in einem leichten Windhauch, in kleinen Ereignissen, kaum vernehmbar? Wie wenn er uns sagen möchte: Ich bin noch da. Ihr müsst nur die Augen aufmachen und das Herz. Dann könnt ihr mich wahrnehmen. Dann könnt ihr hören, was ich euch sage. Nicht laut, sondern leise. Gott spricht zum Propheten Elia. Gott spricht zu uns in einem sanften, leisen Säuseln, im verschwebenden Schweigen, in der Stille, wie in einem leichten Windhauch. Frischer Wind 2.0.

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner