Ein Schaf auf dem Kirchplatz und was es sich so denkt – zu Weihnachten
Jedes Jahr freue ich mich auf Weihnachten. Auch dieses Jahr. Warum? Weil ich ein Schaf bin. Wir Schafe sind an Weihnachten unheimlich wichtig. Wir haben so etwas wie eine Hauptrolle. Am Heiligen Abend dürfen wir mit unserem Hirten nach Bethlehem gehen. Zum Stall. Zur Krippe. Zum Jesuskind. Wir sind die Ersten. Was für eine Freude! Schon jetzt im Advent beobachte ich: Auch die Menschen kommen mit großer Freude zur Kirche. Jeden Sonntag werden es mehr. Kinder und Erwachsene. Wie sie sich freuen! Endlich wieder Weihnachten feiern wie früher. Ohne dass man am Eingang der Kirche einen Zettel ausfüllen muss mit Namen und Telefonnummer. Ohne Maske im Gesicht. Ohne Abstand in den Bänken. Weihnachtslieder singen aus vollem Herzen. So viele Strophen wie man will. So lange wie man will. Wunderbar! Etwas freilich ist anders als früher. Es ist nicht mehr so warm in der Kirche. Strom und Heizung sind teuer geworden. Öl und Gas sind knapp. Also müssen wir sparen. Die Temperatur herunterdrehen. Das sagt der Staat und auch die Kirche. Höchstens 15 Grad in der Kirche und 19 Grad im Gemeindehaus. Ob das geht? Wir schaffen das. Einfach einen dicken Pulli anziehen unter der Jacke. Einfach den Nerzmantel nicht ausziehen im Weihnachtsgottesdienst. Wie macht das eigentlich die Heilige Familie im Stall von Bethlehem? Wird da auch die Temperatur heruntergedreht? Nein. Denn da wird nicht mit Gas oder Öl geheizt. Wer schon einmal im Winter einen Kuhstall betreten hat, weiß, wovon ich rede: Große Tiere machen große Wärme. Nachhaltig. Regenerativ. Allerdings nicht ganz emissionsfrei. Erneuerbare Energie von Ochs und Esel. Auch wir Schafe müssen im Winter nicht frieren. Selbst wenn wir draußen sind auf dem freien Feld. Wir haben nämlich unseren dicken Wollpulli immer dabei. Direkt am Mann. Da haben wir es wieder einmal besser als die Menschen. Allen Schafen und allen Menschen wünschen wir warme und gesegnete Weihnachten und ein gutes neues Jahr 2023. Sagt das Schaf auf dem Kirchplatz. Ihm zugehört hat Pfarrer Bernhard Lackner |
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