Am 30. Mai 2021
EVANGELIUM: Matthäus 28, 16-20
Seit Jahren mache ich Urlaub in Frankreich mit dem Fahrrad, in den Alpen, in den Pyrenäen, in den Vogesen. Tour de France. Was mir lange gefehlt hat, das ist Paris. Ich steige in Ulm in den TGV. Vier Stunden später steige ich in Paris aus, am Gare de l´Est. Ich wohne bei einem Studienkollegen. Er ist Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde. Er erzählt: Einmal in der Woche trifft er sich mit französischen Pfarrern zum Mittagessen.
Sie betreuen eine große Pfarrei im Westen von Paris. Sie sagen: Das, was ihr in Deutschland macht, dieser Synodale Weg, Diskutieren über die Strukturen der Kirche, das verstehen wir nicht. Hilft das weiter? Was wir brauchen ist eine neue Evangelisierung. Der Glaube muss neu in die Herzen der Menschen eingepflanzt werden. Dafür müssen wir unsere Kräfte einsetzen. Was heißt das? Wie geht das? Der Glaube, das tiefe Vertrauen in Gott, brennt wie ein Feuer in den Herzen der Menschen. Diese Flamme wird immer kleiner. Bei vielen ist da nur noch Asche. Doch unter der Asche glimmt ein Funke. Aus dem kann das Feuer neu entfacht werden. Wie? Ich erinnere mich an meine Kindheit. Bei uns zuhause wurde vor dem Essen gebetet. Am Abend hat uns die Mutter aus der Kinderbibel vorgelesen. Wir konnten gar nicht genug davon bekommen. Noah baut eine Arche. Seine Familie und die Tiere werden gerettet. Der kleine David. Mit seiner Steinschleuder schießt er den bösen Riesen Goliath ab. Jesus. Menschen haben Hunger. Er gibt ihnen zu essen. Menschen sind krank. Jesus heilt sie. Kinder wissen, wie das ist: Hunger haben, krank sein. Da ist es gut, dass jemand da ist, der hilft. Da ist es gut, dass jemand da ist, auf den man sich verlassen kann, immer und überall. Der Glaube wird eingepflanzt in die Herzen der Kinder. Urvertrauen. Das Feuer brennt bis heute. Bei uns hier in Deutschland wird das Feuer kleiner. Leider. Nicht so in anderen Teilen der Welt. Da brennt das Feuer und es breitet sich aus. Ein Mitbruder von mir ist Pfarrer in Afrika, im Kongo. Seine Pfarrei liegt im Dschungel und ist riesig. An manchen Orten ist er nur einmal im Jahr. Er redet mit den Leuten. Er feiert Gottesdienste, Taufen, Hochzeiten. Dann zieht er weiter. Er geht nie allein. Bewaffnete begleiten ihn wegen der wilden Tiere. Straßen, Strom und Leitungswasser gibt es nicht. Er hat eine Kirche gebaut und eine Krankenstation. Dort arbeiten zwei Krankenschwestern. Die Menschen schätzen den Glauben und die Kirche. Warum? Ihnen geht es nicht so gut wie uns. Not lehrt beten. Einer verletzt sich bei der Feldarbeit. In der Krankenstation wird er medizinisch versorgt. Eine Frau ist schwanger. Es gibt Komplikationen bei der Geburt. Die Schwestern helfen. Die Menschen feiern gerne Gottesdienst. Sie singen und tanzen stundenlang. Sie bringen ihre Gaben, einen Korb Gemüse, Früchte, ein Dutzend Eier. Das bekommt, wer in Not ist. In der Kirche finden die Menschen Halt und Hilfe. Das Feuer des Glaubens brennt. Es breitet sich aus. Das Feuer des Glaubens neu entfachen in den Herzen der Menschen und die Strukturen der Kirche erneuern. Beides ist wichtig. Beides geht zusammen. Beides wollen wir, Gläubige und Bischöfe in Deutschland. Gemeinsam gehen wir den Synodalen Weg. Wir wollen nicht Asche, sondern Feuer.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner