Am 07. November 2021

EVANGELIUM: JOHANNES 21, 15-19

predigt kirchweih sw

Wir glauben an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. So sprechen wir im Großen Glaubensbekenntnis. Dieses Credo wurde in den ersten beiden Konzilien der Kirche formuliert, im Jahr 325 in Nicäa und im Jahr 381 in Konstantinopel. Dieses Glaubensbekenntnis ist allen Christen gemeinsam. Wir glauben: Die Kirche hat vier Kennzeichen. Sie ist eine, sie ist heilig, sie ist katholisch und sie ist apostolisch.   Die Kirche ist heilig? Stimmt das? Nein.

Auf keinen Fall. Das sagen nicht nur Kirchenkritiker. Christen bekennen: Den Satz „Ich glaube an die heilige katholische Kirche“ kann ich nicht mehr aussprechen. Warum? Weil kirchliche Amtsträger Schlimmes getan haben. Die Kirche, vor allem die katholische, ist alles andere als heilig, eher unheilig, wenn man auf das Verhalten der Kirchenoberen schaut. Das sagen viele.   Trotzdem gilt: Die Kirche ist heilig. Aber nicht, weil die Menschen, die in der Kirche leben und arbeiten, vorbildlich leben, heiligmäßig. Die Kirche ist heilig, weil Gott sie begründet hat und weil er in der Kirche wirkt. Immer noch. Unbeirrt. Er glaubt an das Gute im Menschen, an das Gute in jedem Menschen, auch wenn dieser Mensch ein Mann der Kirche ist. Das war schon ganz am Anfang so. Jesus beruft den Simon Petrus. Er soll der Erste seiner Zwölf Apostel sein, der Wortführer. Petrus erfüllt diese Erwartung zuerst. Er führt das große Wort. Er sagt zu Jesus: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Ich werde immer zu dir stehen. Ich werde dich nie im Stich lassen. Ja, ich bin bereit, mit dir und für dich zu sterben. Große Worte. Doch dann kommt der Absturz. Jesus wird gefangengenommen. Petrus wird gefragt: Gehörst du nicht auch zu den Anhängern dieses Menschen? Darauf Petrus: Nein, ich kenne diesen Menschen nicht. Petrus verleugnet seinen Herrn. Nicht einmal, sondern gleich dreimal. Dann kräht der Hahn. Und Jesus? Er jagt den Simon Petrus nicht zum Teufel. Jesus hält an Petrus fest. Er glaubt an das Gute im Menschen, auch an das Gute im Menschen Petrus. „Weide meine Schafe, weide meine Lämmer!“ Das sagt der Auferstandene zu Petrus, dem Abtrünnigen. Simon Petrus bleibt der Erste unter den Aposteln. In der frühen Kirche ist er die Leitfigur. Er wird Bischof von Rom, der erste Papst. Jetzt ist er auch bereit, für Jesus zu sterben. Petrus, seine Erkennungszeichen sind die Schlüssel. Er kann den Himmel aufschließen. Sein Erkennungszeichen ist der Hahn. Der erinnert daran: Wer hoch aufsteigt, kann tief fallen. Auf vielen Kirchtürmen ist der Hahn zu sehen, ganz oben. Er erinnert daran: Wer hoch aufsteigt, kann tief fallen. Das gilt nicht nur für Petrus, für die anderen Apostel und für ihre Nachfolger, die Bischöfe. Diese Warnung gilt allen Christen, auch uns. Wer aufsteigt und das große Wort führt, kann tief fallen. Uns allen aber gilt auch die Zusage: Gott glaubt an uns. Er hält an uns fest. Er traut uns das Gute zu, auch wenn wir abgestürzt sind. Wir können wieder aufstehen. Gott reicht uns die Hand, immer und überall. Er hilft uns auf.   Die Kirche ist heilig, nicht, weil wir Menschen in der Kirche so heiligmäßig leben. Die Kirche ist heilig, weil Gott in ihr wirkt, weil er sie begründet hat, weil er an das Gute im Menschen glaubt. Die Kirche ist heilig, weil Gott sie heilig macht.

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner