Am 06. Januar 2022

EVANGELIUM: Matthäus 2, 1–12

predigt 3advent sw 

Alles wirkliche Leben ist Begegnung. Das sagt der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber. Das klingt wie unser Jahresthema: Leben teilen. Alles wirkliche Leben ist Begegnung. Wem begegnet Jesus? Am Heiligen Abend haben wir das Weihnachtsevangelium nach Lukas gehört. Jesus wird in Betlehem geboren und in eine Futterkrippe gelegt, weil in der Herberge kein Platz für ihn ist. Kein Platz in der Herberge?

Kein Platz in einem anständigen Haus? Das erleben auch heute viele. Eine Familie sucht eine Wohnung oder ein Haus zu mieten oder zu kaufen. Fast unmöglich. Unbezahlbar. Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Sie fliehen vor Krieg, vor Hunger, vor Armut. Wer nimmt sie auf? Kein Platz in der Herberge? Kein Platz für Jesus. Er liegt in einem Futtertrog. Wer besucht ihn? Im Lukasevangelium kommen keine Könige, nicht die Reichen und Mächtigen. Hirten besuchen Jesus als erste. Hirten. Einfache Leute. Wilde Gesellen. Das sagt Lukas, der Evangelist. Jesus, Gott, er ist bei den einfachen Leuten, bei denen, die am Rande leben. Bei den Armen, bei den Fremden, bei den Frauen. Jesus ist der Heiland der Kranken, der Freund der Zöllner und der Sünder. Wem Jesus begegnet, wer mit ihm vereint ist, der macht es ebenso wie er. Er geht hinaus zu den Menschen, die auf der Straße leben, zu den Armen, zu den Obdachlosen. Er gibt ihnen zu essen. In den Armen erkennt er seine Brüder und Schwestern. Unsere Sternsinger bitten um eine Spende für Kinder in Afrika, für ihre Gesundheitsversorgung. Die ist oft schlecht. Die Pandemie hat es gezeigt. Viele sind gestorben, weil sie medizinisch nicht versorgt wurden, weil kein Impfstoff da war. Unsere Sternsinger bringen auch uns etwas. Frohe Botschaft. Jesus ist geboren, in Betlehem und in unserem Herzen. An Weihnachten hören wir den Anfang des Johannesevangeliums. „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ Jesus hat nicht nur Freunde, sondern auch Feinde. Sie lehnen ihn ab, damals. Doch auch uns heute gilt die Frage: Nehmen wir ihn auf? „Allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.“ Wer ihn aufnimmt, erfährt: Ich bin ein Kind Gottes. Gott ist mein Vater. Er sorgt für mich. Ihm vertraue ich. Jesus ist mein Bruder, mein Freund. Mit ihm bin ich vereint für immer. Heute, am 6. Januar, am Fest der Erscheinung des Herrn, hören wir eine Stelle aus dem Matthäusevangelium. Wer besucht das Jesuskind? Sterndeuter aus dem Osten, Gelehrte, Magier. Sie suchen und finden den neugeborenen König der Juden. Sie bringen ihm Geschenke. Gold. Weihrauch. Myrrhe. Drei Geschenke. Königliche Geschenke. Deshalb sagt man: Die Besucher waren drei Könige. Jetzt also doch: Könige zu Besuch bei Jesus. Sie kommen von weit her. Sie sind Fremde. Sie sagen uns: Jesus ist nicht nur der Messias für das Volk Israel. Er ist der Messias für alle Menschen. Alle, die ihm begegnen, werden zu Königen. Jesus begegnet den Armen, allen, die ihn aufnehmen. Er teilt sein Leben mit uns. Alles wirkliche Leben ist Begegnung.

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner