Am 19. Januar 2022
EVANGELIUM: JOHANNES 2, 1–11
Jesus auf der Hochzeit in Kana. Wir wollen dieses Evangelium verstehen. Vier Fragen helfen uns. Die erste: Was ist tatsächlich geschehen? Hat Jesus tatsächlich Wasser in Wein verwandelt? Wir wissen es nicht, aber wir dürfen es glauben. Eines ist sicher: Jesus ist gerne unter den Leuten, besonders wenn gefeiert wird. Er ist kein Asket wie Johannes der Täufer.
Der lebt in der Wüste, trägt ein Gewand aus Kamelhaar, isst Heuschrecken und wilden Honig. Anders Jesus. Seine Feinde sagen: Er ist ein Fresser und Säufer, ein Freund der Zöllner und der Sünder. Jesus sagt: Wir feiern miteinander, weil dasReich Gottes schon angebrochen ist, mitten unter uns. Freude. Gerechtigkeit. Frieden. Vollendet sein wird es im Himmel. Die zweite Frage: Was sagt uns das Evangelium über Jesus und über unseren Glauben? Was in Kana passiert, ist peinlich. Der Wein geht aus. Stellen sie sich vor: Sie gehen auf das Oktoberfest in München. Sie nehmen im Festzelt Platz. Dann verkündet der Festwirt: Das Bier ist aus; es gibt nur noch Mineralwasser. In Kana sagt es Maria zu Jesus: „Sie haben keinen Wein mehr.“ Jesus kann helfen. 600 Liter Wasser werden zu Wein. Was für eine Menge! Und der neue Wein ist besser als der alte. Ein Wunder. Im Johannesevangelium werden Jesu Wunder Zeichen genannt. Sieben sind es. Das erste ist das Weinwunder. Das letzte die Auferweckung des toten Lazarus. Jesus ist sein Freund. Die sieben Zeichen zeigen an, wer Jesus ist. Er ist der Sohn Gottes. Für ihn ist nichts unmöglich. Wo er ist, da ist Gott. Die dritte Frage: Was sollen wir tun? Wir dürfen auf Jesusvertrauen.Er kann helfen, auch in scheinbar ausweglosen Situationen. Wir dürfen wie Jesus mit anderen zusammen feiern. Das Weinwunder in Kana ereignet sich bei einer Hochzeit. Auch heute heiraten Paare. Braut und Bräutigam sagen ja zueinander. In der Kirche. Vor Gott und vor den Menschen. Es berührt mich jedes Mal, wenn ich als Pfarrer dabei sein darf. Alle spüren: Da geschieht etwas Einmaliges, etwas unendlich Wertvolles. Die Liebe zwischen Mann und Frau wird zum Bild für die Liebe zwischen Gott und uns Menschen. „Wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich dein Gott über dich.“ So sagt es der Prophet Jesaja. Die vierte und letzte Frage: Was dürfen wir hoffen? Was wird am Ende sein? Wir kommen in diese Welt nicht aus dem Nichts. Wir fallen, wenn wir sterben, nicht zurück ins Nichts. Wir kommen von Gott, der uns liebt. Wir sind in dieser Welt für eine bestimmte Zeit. Länger oder kürzer. Dann kehren wir heim zu Gott ins ewige Leben. Wie sieht dieses ewige Leben aus? Wir wissen es nicht, aber wir glauben. Bilder helfen uns. Es ist wie auf einer Hochzeit. Nicht nur das Brautpaar, alle Gäste genießen das Fest. Jesus, seine Mutter Maria und seine Freunde sind mit dabei. Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind. Der selige Carlo Acutis war 15 Jahre alt. Er war schwer krank. Es war eine akute Leukämie. Er wusste, dass er bald sterben würde. Er war so gelassen, so freundlich, so voller Hoffnung. Das sagen alle, die ihm in der Klinik begegneten, damals im Oktober 2006. Er war sich ganz sicher: Bald werde ich im Himmel sein, bei Jesus, meinem Freund. Immer mit Jesus vereint zu sein, das ist mein Herzenswunsch. „Wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich dein Gott über dich.“
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner