Am 15. August 2021

GEBET: DER GLORREICHE ROSENKRANZ

predigt 3advent sw 

In Untermarchtal, im Kloster der Vinzentinerinnen, findet jedes Jahr ein großer Jugendtag statt, am Sonntag nach Pfingsten, am Dreifaltigkeitssonntag. Von Nah und Fern pilgern Jugendliche nach Untermarchtal, zu Fuß und mit dem Rad. Vor Jahren war dort Mutter Teresa zu Gast, die heilige Mutter Teresa aus Kalkutta, Friedensnobelpreisträgerin. Sie hatte den Jugendlichen etwas mitgebracht, einen großen Korb mit Rosenkränzen. Sie sagte: Ich habe eine Bitte an euch, einen Herzenswunsch.

Würdet ihr mit mir den Rosenkranz beten? Nur ein kleines Stück? Nur ein Gesätz? Ein Vaterunser, zehn Gegrüßet seist du, Maria, ein Ehre sei dem Vater? Die Jugendlichen waren einverstanden. Zusammen beteten alle den Rosenkranz. Ein Vaterunser, zehn Gegrüßet seist du, Maria, ein Ehre sei dem Vater. Dann fragte Mutter Teresa: Was meint ihr? Schaffen wir noch ein Gesätz? Aber sicher. Am Ende hatten sie einen ganzen Rosenkranz zusammen gebetet, die jungen Leute und Mutter Teresa. Der Rosenkranz ist das meditative Gebet unserer Kirche. Wir kennen viele Formen von Meditation und meditativem Gebet. Davon habe ich gelegentlich gesprochen. Wir erinnern uns. Wir sitzen aufrecht. Wir schließen die Augen. Wir werden ruhig. Wir achten auf unseren Atem. Wir stellen uns vor: Wir sind am Ufer eines Sees. Kleine Wellen laufen an den Strand, eine nach der anderen, ruhig, sanft. Wir schauen hinaus aufs Wasser, zum Horizont, in die Weite. Oder wenn es ganz stressig wird, die ALI-Methode. Atmen, Lächeln, Innehalten. Oder das Jesusgebet, das Herzensgebet der Ostkirche. Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner. Immer wieder gesprochen, im Rhythmus des Atems, im Rhythmus des Herzschlags. Heute nun also der Rosenkranz. Er ist das meditative Gebet unserer Kirche. Er tut der Seele gut. Könnten wir das nicht auch einmal ausprobieren? Rosenkranz beten? Keine Angst, nicht den ganzen Rosenkranz, nur ein kleines Stück. Sagt Mutter Teresa. Ein Vaterunser. Den Lobpreis am Ende „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit“ lassen wir weg. Dann zehn Gegrüßet seist du, Maria. Zehn, das ist richtig viel. Ob wir das schaffen? In der Mitte, wenn der Name Jesus genannt wird, fügen wir einen Satz ein, ein Bild: Jesus, der von den Toten auferstanden ist. Zusammen mit Maria schauen wir uns ein Bild an aus dem Leben ihres Sohnes, das wichtigste Bild. Jesus, der von den Toten auferstanden ist. Am Ende das Ehre sei dem Vater. Sie können dazu gerne sitzen, mitbeten oder nur zuhören. Der Rosenkranz ist die kürzeste Leiter zum Himmel. Nach der heiligen Eucharistie ist der heilige Rosenkranz die mächtigste Waffe im Kampf gegen den Teufel. Das sagt der selige Carlo Acutis. Er starb 2006 mit nur 15 Jahren. Ich habe ihn vor vier Wochen kennengelernt, an Weihnachten. Meine Schwester fragte mich: Da haben sie doch in Italien einen Jugendlichen seliggesprochen. Was hältst du davon? Ich konnte nicht viel dazu sagen. Dann habe ich im Internet recherchiert. Seither komme ich nicht mehr los von Carlo. So eine Glaubenskraft bei einem 15Jährigen! Jeden Tag betete er den Rosenkranz. Der Rosenkranz, die mächtigste Waffe im Kampf gegen den Teufel. Kann man das so sagen? So martialisch? Und der Teufel? Gibt es den überhaupt? Wenn es in unserem Leben ganz dunkel ist, dann gibt es den Rosenkranz. Er ist wie ein Lichtschalter. Wir legen ihn um und es wird hell.

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner