Am 30. Januar 2022

LESUNG: JEREMIAS 1, 1-10

 

„Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehen, noch ehe du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt.“ Das sagt Gott zu Jeremia, dem Propheten. „Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehen und geheiligt.“ Das sagt der Schöpfer zu jedem Menschen, zu uns, zu jedem und jeder von uns.

Wir glauben: Wir kommen nicht aus dem Nichts; wir kommen von Gott, der uns liebt. Vergiss es nie: Dass du lebst, war keine eigene Idee und dass du atmest, kein Entschluss von dir. Vergiss es nie: Dass du lebst, war eines Anderen Idee und dass du atmest, sein Geschenk an dich. Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur, ganz egal, ob du dein Lebenslied in Moll singst oder Dur. Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu. Du bist du, das ist der Clou, ja, du bist du. So singen wir in einem neuen geistlichen Lied. Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu. Das erfahren Eltern, wenn sie einem Kind das Leben schenken, ihrem Kind, ihrem Sohn, ihrer Tochter. Sie spüren: Da geschieht etwas Wunderbares, etwas ganz Großes. Wir dürfen dabei mitwirken; aber das Eigentliche, das tut ein Anderer. Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur. Du bist ein Gedanke Gottes ein genialer noch dazu. Du bist du. Eine junge Frau stellt fest: Ich habe mich verliebt, in eine junge Frau. Ein junger Mann verliebt sich in einen jungen Mann. Früher hat man gesagt: Das ist eine Krankheit. Das ist Sünde. Heute wissen wir: Gott hat beide genauso erschaffen, lange vor ihrer Geburt, und das ist gut so. Mehr als 100 Männer und Frauen, sie arbeiten in unserer Kirche, sie erklären im Fernsehen, in der ARD: Genauso hat Gott mich geschaffen. Dazu stehe ich. Generalvikar Clemens Stroppel, er ist der Stellvertreter unseres Bischofs, sagt: „Ich war tief berührt von dem Mut der Interviewten, die ihrem Anliegen ihr Gesicht und ihre Stimme und einen bewegenden Einblick in ihre persönliche Lebensgeschichte und -situation gaben. Ihnen gilt mein und der Diözesanleitung Respekt.“ Der Generalvikar erklärt, dass es deshalb bei uns bisher keine Kündigungen gegeben hat und dass dies auch so bleiben wird. Wie sollen zwei Menschen ihre Liebe gestalten und leben? Sie schauen erst einmal auf das, was unsere Kirche ihnen dazu sagt. Entscheiden freilich werden sie es in ihrem Gewissen. Das Gewissen ist die Stimme Gottes im Herzen der Menschen. Das ist alte kirchliche Lehre. Paulus. Thomas von Aquin. Kardinal John Henry Newman. Das Zweite Vatikanische Konzil. Die katholischen deutschen Bischöfe in der Königsteiner Erklärung.   Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu. Alle werden als Originale geboren, viele sterben als Fotokopien. Das sagt ein Jugendlicher, 15 Jahre alt. Wie war noch sein Name? Also, bleiben wir Originale. Danken wir Gott, dass wir Originale sind, keine Kopien. Lassen wir andere Originale sein. „Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehen, noch ehe du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt.“

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner