Am 27. Februar 2022

TEXT: UN-CHARTA 2,4

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Die Traurigkeit ist der Blick, den wir auf uns selbst richten. Die Freude ist der Blick, den wir auf Gott richten. Das sagt uns ein 15-Jähriger. Carlo. Der selige Carlo. Er hat in dieser Welt vorbildlich gelebt. Er hat Gott und die Menschen geliebt wie sich selbst. Er ist schon im Himmel im ewigen Leben. Bei Gott. Bei Jesus, seinem besten Freund. Ganz sicher. Die Traurigkeit ist der Blick, den wir auf uns selbst richten.

Wenn wir auf uns selbst schauen, macht uns das traurig. Warum? Weil wir Fehler machen. Versehentlich, aber auch absichtlich. Wir strengen uns an. Wir setzen uns Ziele. Manchmal erreichen wir sie. Manchmal erreichen wir sie nicht. Wir versuchen, das Gute zu tun und das Böse zu lassen. Manchmal gelingt es uns. Manchmal gelingt es uns nicht. Wir begehen Sünden. Wir sind Egoisten. Auf unseren eigenen Vorteil bedacht. Kleinkariert. Das macht uns traurig. Die Traurigkeit ist der Blick, den wir auf uns selbst richten. Wir schauen auch auf andere Menschen. Das macht uns ebenfalls traurig. Wir sehen den Splitter im Auge des anderen. Menschen machen Fehler. Versehentlich und absichtlich. Menschen begehen Sünden. Leichte und schwere. Todsünden. Sünden führen zum Tod. Einer gibt den Befehl, das Nachbarland militärisch anzugreifen. Warum? Weil er das Nachbarland haben will. Weil er es beherrschen will. Er beginnt einen Angriffskrieg. Das ist ein Verstoß gegen das Fünfte Gebot. Du sollst nicht töten. Genauer: Du sollst nicht morden. Ein Angriffskrieg ist ein schwerer Verstoß gegen das Völkerrecht. Ein Kriegsverbrechen. Krieg bedeutet: Menschen sterben. Unschuldige Menschen. Sie haben niemandem etwas getan. Menschen fliehen. Sie haben Angst um ihr Leben und um das Leben ihrer Lieben. Sachwerte werden vernichtet. Häuser. Straßen. Flugplätze. Das zu sehen, macht uns traurig. Es macht uns Angst. Wir sind in großer Sorge. Wir fühlen uns machtlos. Was können wir tun? Wie wird es weitergehen? Wird sich der Krieg ausbreiten auf weitere Länder? Auf uns? Können wir uns wehren? Können wir uns schützen? Was kann da noch helfen? Wer kann helfen? Die Traurigkeit ist der Blick, den wir auf uns selbst richten. Die Freude ist der Blick, den wir auf Gott richten. Gott kann helfen. Er ist bei den Opfern. In seinem Sohn, in Jesus, teilt er das Leiden der Menschen. Ihre Not. Ihre Angst. Ihr Sterben und ihren Tod. Gott solidarisiert sich mit den Opfern in Jesus Christus. Das Kreuz ist das Zeichen dafür. Gott ist auch bei denen, die helfen wollen. Bei denen, die ihre Mitmenschen schützen wollen. Er ist bei unseren Politikern. Bei den Rettungsdiensten und bei unseren Soldaten. Gott ist auch bei uns. In unserer Sorge. In unserer Not. In unserer Angst. Das Kreuz ist das Zeichen dafür. Ein starkes Zeichen. Zeichen unseres Glaubens und unserer Hoffnung. Gott ist schließlich auch bei den Tätern. Es ist schwer zu glauben. Aber es ist so. Er hat Zugang zu ihrem Herzen. Er hat Zugang zu ihrem Gewissen. Er kann sie bewegen, umzukehren. Er kann sie dazu bewegen, das Böse zu lassen und das Gute zu tun. Darauf vertrauen wir. Dafür beten wir. Wir richten unseren Blick auf Gott. Die Traurigkeit ist der Blick, den wir auf uns selbst richten. Die Freude ist der Blick, den wir auf Gott richten.

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner