Am 08. Mai 2022
GEBET: PSALM 23
Leben teilen. Das ist das Leitwort des Katholikentags. In Stuttgart wird er stattfinden in gut zwei Wochen. Leben teilen. Das ist unser Jahresthema in unserer Seelsorgeeinheit Böfingen Jungingen, in unseren beiden Kirchengemeinden St. Josef in Jungingen und Zum Guten Hirten in Böfingen. Leben teilen. Wie geht das? Heute ist der zweite Sonntag im Mai. Es ist Muttertag. Die Mütter zeigen es uns, wie das geht: Leben teilen.
Eine Mutter teilt ihr Leben mit ihrem Kind, schon vor der Geburt, während der Schwangerschaft und auch danach, wenn sie ihr Kind stillt, wenn sie für ihr Kind da ist, rund um die Uhr. Mütter sorgen für ihre Kinder. Dabei stellen sie ihre eigenen Interessen zurück. Sie verzichten auf vieles. Mütter sind für ihre Kinder da. Immer, selbst wenn die Kinder längst erwachsen sind. Die engste emotionale Verbindung zwischen zwei Menschen ist die Bindung der Mutter an ihr Kind. Mutterliebe. Schmerzlich erfahren wir das, wenn das Schlimmste passiert, wenn eine Mutter ihr Kind verliert, wenn das Kind stirbt. Der Schmerz ist grenzenlos. Leben teilen. Die Mütter zeigen uns, wie das geht. Leben teilen. Wie kann das gehen? Heute ist der vierte Sonntag in der Osterzeit, der Sonntag des guten Hirten. Jesus Christus zeigt sich uns im Bild des guten Hirten. Der gute Hirte teilt sein Leben mit seinen Schafen. Im Psalm 23 lesen wir: Der Hirte gibt seiner Herde Nahrung und Wasser, und einen Platz zum Ausruhen. Wenn der Weg durch die finstere Schlucht führt, geht der Hirte voran. Er leitet und beschützt die Herde. „Dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.“ Im Evangelium lesen wir: Eines von 100 Schafen geht verloren. Der Hirte geht ihm nach. Er sucht es. Er findet es. Voller Freude bringt er es zur Herde zurück. Er trägt es auf seiner Schulter. Dieses Bild, der Hirte trägt das verlorene Schaf auf seiner Schulter, ist eines der ältesten Bilder für Jesus Christus. Auf unserem Kirchplatz in Böfingen, dem Bischof-Sproll-Platz, haben wir seit fünf Jahren eine Steinskulptur, die den Guten Hirten darstellt. Er trägt ein kleines Schaf, nicht auf der Schulter, sondern im Arm. Fast so, wie eine Mutter ihr kleines Kind auf dem Arm trägt. Fast so, wie Maria das Jesuskind auf dem Arm trägt. Der gute Hirte. Er hat nicht nur männliche Züge. Stark. Beschützend. Kämpfend gegen Wölfe, Bären und Löwen. Nein. Er hat auch weibliche Züge. Er nährt und tränkt seine Herde. Fürsorglich. Selbstlos. Treu. Der Hirte verbindet weibliche und männliche Anteile. Anima und Animus. Der gute Hirte ist Vater und Mutter für seine Herde, für alle, die ihm anvertraut sind. Der gute Hirte, das ist Jesus Christus. Wenn wir auf ihn schauen und ihm folgen, können auch wir Hirten sein, gute Hirten. Die Eltern für ihre Kinder. Der Lehrer für seine Schüler. Die Gruppenleiterin in der Jugendarbeit für ihre Gruppenkinder. Die Oberministranten für ihre Ministranten. Die Chefin in der Firma für ihre Mitarbeiterinnen. Die Kirchengemeinderäte und der Pfarrer für die Gemeinde. Der Bischof für die Diözese. Der Papst für die ganze Kirche. Unsere Kommunionkinder haben bei ihrer ersten heiligen Beichte ein kleines Kreuzchen bekommen. Auf ihm ist der gute Hirte zu sehen. Er trägt das Schaf auf seiner Schulter. Mit ihm, mit Jesus für immer vereint zu sein, das ist unser Lebensprogramm. Leben teilen. Wie das geht, das zeigen uns die Mütter. Leben teilen. Wie das geht, das zeigt uns Jesus Christus, der gute Hirte.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner