Am 21. August 2022

EVANGELIUM: Lukas 13,22-30

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Pater Wolfgang Götz lebt als Einsiedler in einer kleinen Holzhütte im Westerwald. Einmal am Tag geht er zu einer Kapelle in der Nähe seiner Einsiedelei. Dort feiert er die heilige Messe. Manchmal kommen Leute dazu. Meistens aber ist er allein. Doch er sagt: Übernatürlich betrachtet ist man bei der Feier der Eucharistie nie allein. Immer dabei sind die Engel und die Heiligen. Natürlich ist es schön, wenn viele Menschen zum Gottesdienst kommen.

Und wenn nicht? Übernatürlich betrachtet ist man bei der Feier der Eucharistie nie allein. Immer dabei sind die Engel und die Heiligen. Ich ergänze: Immer dabei ist der, der uns einlädt. Jesus Christus. Er reicht uns das Brot des Lebens. Er sagt uns sein gutes Wort. Am vergangenen Montag, am 15. August, war das Fest Mariä Himmelfahrt. Maria wurde am Ende ihres irdischen Lebens in den Himmel aufgenommen. Sie hat das Ziel erreicht, zu dem wir noch unterwegs sind. Auch wir können dieses Ziel erreichen. Maria ist uns dabei Vorbild. Was können wir von ihr lernen? Jesus sagt: Selig sind die, die das Wort Gottes hören und es befolgen. Das Wort Gottes hören und es befolgen, genau tut Maria. Das Wort Gottes für sie lautet: Du darfst die Mutter meines Sohnes werden. Du darfst Jesus zur Welt bringen. Sie antwortet: Mir geschehe, wie du es gesagt hast. Lateinisch: Fiat mihi secundum verbum tuum. Das Wort Gottes hören und es befolgen, das können auch wir. Fragt sich nur: Wie lautet das Wort Gottes für uns? Für mich? Wo kann ich das Wort Gottes für mich hören? Manche sagen: Wenn ich in die Kirche gehe zum Gottesdienst, da passiert es. Ein Wort in der Lesung, im Evangelium, in einem Gebet, in einem Lied, in der Predigt, an dem bleibe ich hängen. Dieses eine Wort, das ich gerade höre, das ist für mich. Das ist mein Wort für diesen Tag, für diese Woche, vielleicht sogar für mein ganzes Leben? Das Wort Gottes hören, das kann ich hier in der Kirche im Gottesdienst, aber auch außerhalb. Manche nehmen sich einmal am Tag ein paar Minuten Zeit. Sie lesen in der Heiligen Schrift. Sie beten den Rosenkranz, und da passiert es wieder. Dieses eine Wort, das ich gerade betrachte, das ist für mich. Das ist mein Wort für diesen Tag, für diese Woche, vielleicht sogar für mein ganzes Leben? Das Wort Gottes hören kann ich im Gottesdienst, in der Bibel, beim Beten, aber nicht nur dort, sondern überall in der Welt. Der heilige Justin, ein Kirchenlehrer im 2. Jahrhundert, sagt: Wie Saatkörner ausgesät sind auf einem Feld, so ist das Wort Gottes ausgestreut in der Welt. Überall steckt es drin. Wir müssen nur die Augen aufmachen, dann können wir es entdecken. Unsere Welt ist davon geradezu imprägniert. Gasthäuser heißen: Zum Engel, Zum Löwen, Zum Ochsen, Zum Adler. Engel, Löwe, Ochse und Adler, das sind die Symbole der vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Das Auto der Marke Fiat tankt bei der Shell-Tankstelle. Shell, die Muschel, ist das Zeichen der Jakobspilger. Das Rote Kreuz auf dem Notarztwagen, es ist das Kreuz, Zeichen der Rettung. Wie ein Saatkorn in sich die Kraft hat, zu keimen und zu wachsen, so ist das Wort Gottes die Kraft, die in allem steckt. Kraft zum Leben. Das Wort Gottes hören, das können wir im Gottesdienst, in der Bibel, im Gebet, überall in der Welt. Das Wort Gottes hören und es befolgen, können wir das auch?

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner