7. Sonntag im Jahreskreis

Evangelium: Mt 5, 38-48

 

„Gott hat die Kirchen wie Häfen im Meer angelegt, damit ihr euch aus dem Wirbel irdischer Sorgen dahin retten und Ruhe finden könnt.“ Sagt Johannes Chrysostomus, ein großer Theologe und Prediger in der Zeit der frühen Kirche.

Häfen im Meer. Menschen im Wirbel einer stürmischen See. Sie versuchen sich zu retten in einen sicheren Hafen. Da denken wir ganz konkret an Flüchtlinge in kleinen Booten auf dem Mittelmeer. Sie versuchen, nach Europa zu kommen, weil sie in ihrer Heimat nicht mehr leben können. Viele erreichen ihr Ziel nicht, ertrinken, bezahlen ihren Fluchtversuch mit dem Leben. Und die es schaffen bis zu uns? An vielen Orten erfahren sie Ablehnung, sogar Hass. Man will sie nicht haben. Doch es gibt auch das andere. Gott sei Dank. Flüchtlinge werden gastfreundlich aufgenommen. Eine Welle der Hilfsbereitschaft schlägt ihnen entgegen. Menschen lassen sich anrühren von ihrer Not und helfen, ehrenamtlich, einfach so, auch bei uns. Viele der Helferinnen und Helfer sind Christen. Sie tun es, weil Jesus sagt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“

 

Menschen in Not helfen. Immer wenn wir Christen das tun, immer wenn die Kirche das tut, dann sind wir ganz stark. Dann erfahren wir Zustimmung, Anerkennung, und alle Kritik verstummt. Denn die gibt es ja auch, die Kritik. Bisweilen ist sie berechtigt. Die Kirche ist zu reich. Sie lebt im Luxus statt zu helfen. Die Kirche ist erstarrt, lebensfremd.

„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Menschen in Not helfen. Wenn wir Christen das tun, dann überzeugen wir, dann wirken wir anziehend. Eine Kirche, die diakonisch ist, sie ist dadurch auch missionarisch. Das war schon ganz am Anfang der Kirche so. Das gilt auch heute. Wir Christen haben ja den Auftrag, das Evangelium zu verkünden und zu leben. Die frohe Botschaft, sie kommt bei den Menschen an, wenn wir nicht nur davon reden, sondern handeln, Gutes tun. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Sagt Erich Kästner. Wir Christen müssen uns fragen: Sind wir so aufgestellt, dass wir dem Evangelium dienen? Sind die Strukturen in unserer Kirche so, dass die frohe Botschaft bei den Menschen ankommt? Fragt Papst Franziskus, oder mit Johannes Chrysostomus gesprochen: Sind unsere Kirchen wie Häfen im Meer, in die sich die Menschen retten können aus dem Wirbel irdischer Sorgen?

Wie ein Hafen im Meer sein, wo Menschen Rettung finden und Ruhe, damit wir das sein können, haben wir in der Diözese Rottenburg-Stuttgart einen Weg der Erneuerung begonnen. „Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten gestalten“, so lautet der Name dieses Weges. Vor allem die Kirchengemeinden sind hier gefragt, aber auch andere Einrichtungen der Kirche. Wir alle sind eingeladen, dabei mitzuwirken: Ehrenamtliche und Hauptberufliche. Durch die Taufe und die Firmung sind wir dazu befähigt. Im Heiligen Geist sind wir mit vielen verschiedenen Begabungen ausgestattet. Im Heiligen Geist sind wir alle schon miteinander verbunden. Diese Vernetzungen sollen gestärkt und wenn nötig neu geknüpft werden.

„Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten gestalten“, ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist die Wahl der Kirchengemeinderäte und Pastoralräte am 15. März. „Kirche verändert sich – Ich bin dabei“, so lautet das Motto der Wahl. Wir dürfen von Herzen dankbar sein für die Frauen und Männer, die kandidieren. Wir alle sind eingeladen, zur Wahl zu gehen. Gemeinsam können wir etwas bewegen in unserer Kirche für die Menschen in unserer Welt, vor allem für die Menschen, die unsere Hilfe brauchen.

Die Fastenzeit hat begonnen. 40 Tage. Wir bereiten uns vor auf Ostern. Jesus ist auferweckt vom Tod. Das ist der Grund unserer Hoffnung. Fastenzeit, das bedeutet: Besinnung, umkehren, neu beginnen, eine Chance. „Die Zeit ist erfüllt. Das Reich Gottes ist da. Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“ Sagt Jesus ganz am Anfang seines Weges. Er lädt uns ein, seinen Weg mitzugehen. Er lädt uns ein, seine Kirche zu sein, seine Kirche zu gestalten, an vielen verschiedenen Orten. Gemeinschaft der Christen, Kirche, wie ein Hafen auf dem stürmischen Meer, wo Menschen Rettung finden und Ruhe.

 

Dazu segnet uns heute, am ersten Fastensonntag, unser Bischof Gebhard Fürst.