am 29. März 2018
Predigt an Gründonnerstag.
Evangelium: Joh 13, 1-15
In jedem Jahr haben wir hier in unserer Kirche ein Jahresthema. In diesem Jahr 2018 lautet unser Jahresthema: Wandlung der Gesellschaft – Wandlung der Kirche. Die Gesellschaft, sie wandelt sich. Ein Beispiel: Die Sportvereine, sie klagen. Sie haben immer weniger Mitglieder. Die Leute gehen lieber ins Fitnessstudio. Überall im Land sterben die Gesangvereine und die Kirchenchöre. Die Politiker klagen: Die Menschen, die aktiv mitmachen in den Parteien, in den Gewerkschaften, sie werden weniger. Man will sich nicht mehr so gerne binden an Institutionen. Wandlung der Gesellschaft. Und die Kirche?
Es gab einmal eine Zeit, da waren fast alle Menschen in unserem Land Christen, getauft, evangelisch oder katholisch. Heute sind es noch knapp zwei Drittel der Bevölkerung, und es werden weniger. In den neuen Bundesländern gehört die große Mehrheit keiner Kirche oder Religion an. Trotzdem, ich bin überzeugt: Die meisten Menschen, sie ahnen, es gibt ein großes Geheimnis, das unsere Welt und unser Leben trägt und lenkt. In der Sprache der Religion nennen wir dieses Geheimnis Gott. Wandlung der Kirche, sie geschieht hier bei uns, hier im Gottesdienst. Wir bereiten uns vor auf die Erstkommunion. Ihr, die Kinder, eure Familien und wir, die Gemeinde. Hier in der Kirche erleben wir, wie schön ist es, wenn wir miteinander Gottesdienst feiern. Zu Beginn des Gottesdienstes bringt ihr, Kinder, euer Schäfchen nach vorne zum Altar, zum guten Hirten. Wir erfahren: Gott ist zu uns wie ein guter Hirte. Wie ein Hirte für seine Herde sorgt, so sorgt er für uns. Gott ist da für uns. Gott ist da. Jesus ist da für uns. Das feiern wir heute am Gründonnerstag ganz besonders. Wir feiern das Abendmahl, das Jesus damals mit seinen Jüngern gefeiert hat. Hier am Altar spreche ich nachher die Worte, die Jesus damals gesprochen hat über Brot und Wein: Das ist mein Leib, das ist mein Blut. Von da an ist Jesus bei uns im Brot, im Wein. Brot und Wein werden gewandelt. Wie geht das? Wirklich verstehen kann das vermutlich keiner von uns. Aber wir können es versuchen. Uns helfen Aristoteles, der Philosoph, und Thomas von Aquin, der Theologe. Rein äußerlich ist es immer noch Brot. Es sieht aus wie Brot. Es fühlt sich an wie Brot. Es schmeckt wie Brot. Die äußeren Merkmale sind die von Brot. Aber es ist jetzt etwas anderes als nur Brot. Es ist jetzt Leib Christi. Jesus ist da, bei uns, in der Gestalt des Brotes, und ebenso in der Gestalt des Weines. Die äußeren Merkmale, Aussehen, Geschmack, die Akzidentien, sie haben sich nicht verändert, dafür aber das innere Wesen, die Substanz, sie hat sich gewandelt: Transsubstantiation, Wandlung. Wer darf die Kommunion empfangen? Wer getauft ist, wer zur Gemeinschaft der Kirche gehört, wer glaubt: in der heiligen Kommunion ist Jesus wirklich da, der darf die Kommunion empfangen. Unsere Gesellschaft, sie wandelt sich. Unsere Kirche, sie wandelt sich. Wir erleben, wie schön ist es, wenn wir miteinander Gottesdienst feiern, das Mahl des Herrn. Wir feiern die Wandlung von Brot und Wein. Jesus ist da. Gott ist da, mit uns, für uns.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner