am 06. Januar 2020
Predigt zur Sternsingeraussendung
Evangelium: Matthäus 2, 1–12
Heute sind sie wieder unterwegs, die Sternsinger. Wir danken den Kindern und Jugendlichen, die bei den Sternsingern mitmachen. Wir danken den Erwachsenen, die sie begleiten und unterstützen. Doch mancher könnte sich fragen: Muss das sein, diese Sternsingeraktion? Da ziehen Kinder und Jugendliche von Haus zu Haus, verkleidet als heilige drei Könige. Sie singen und sie sammeln Spenden, bis zur Erschöpfung, bei jedem Wetter, auch wenn es bitter kalt ist, schlimmer noch, wenn es regnet und stürmt.
Erwachsene betreuen sie. Schon Wochen vorher haben sie alles akribisch geplant, mit den Sternsingern geprobt. Sie kochen für sie Tee und bereiten Vesperbrote. Nach der Aktion werden sie die Sternsingerkleider waschen, trocknen, bügeln, reparieren und die ganze Sternsingerausrüstung aufräumen bis zum nächsten Jahr. Muss das wirklich sein? Nein, das muss nicht sein. Aber es darf sein, weil Sternsingen Freude macht. Es macht Freude, sich zu verkleiden, als König verkleidet durch die Straßen zu ziehen, in fremde Häuser zu gehen, wo man sonst nicht hineinkommt. Es macht Freude zu erleben: Die Menschen freuen sich, wenn wir kommen und singen. Sie spenden Geld und Süßigkeiten, unglaubliche Mengen. Mit den Spenden können wir Kindern in armen Ländern helfen. Sternsingen, muss das sein? Nein, aber es darf sein. Denn Sternsingen macht Freude. Sternsingen ist eine gute Sache noch aus einem weiteren Grund. In der Bibel gibt es diese Geschichte. Aus dem Morgenland kommen weise Männer. Sie suchen den neugeborenen König der Juden. Sie finden das Jesuskind. Sie geben im Geschenke, königliche Geschenke, Gold, Weihrauch und Myrrhe. Nur im Matthäusevangelium steht diese Geschichte. Jetzt im Lesejahr A hören wir in der Sonntagsmesse fast nur Evangelien, die bei Matthäus stehen. Matthäus schreibt sein Evangelium für Christen, die aus dem Volk Israel stammen. Sie kennen sich gut aus im Alten Testament. Sie wissen: Das Volk Israel wartet auf einen König, auf den Messias. Die Propheten haben vorausgesagt, dass er kommt. Matthäus sagt: Jetzt in Jesus ist diese Voraussage in Erfüllung gegangen. Jesus ist der König der Juden. Er ist der Messias Israels. Doch die Christen, denen Matthäus das sagt, haben ein Problem. Sie stellen fest: Es gibt immer mehr Christen. Die meisten von ihnen kommen aber nicht wie wir aus dem Volk Israel. Sie sind Fremde, Griechen, Römer, Heiden. Die sind so ganz anders als wir. Sie haben eine andere Sprache. Sie haben andere Bräuche. Sie kennen die Gebote nicht, die Mose uns gegeben hat. Wie sollen wir mit denen umgehen? Matthäus weiß die Antwort. Er erzählt: Als Jesus geboren wurde, da kamen weise Männer aus einem fernen Land zu ihm. Sie kamen zu Jesus, weil er auch ihr König ist. Er ist nicht nur der Messias für Israel, nein, er ist der König für alle Menschen, für alle Völker, auch für die Fremden, die so ganz anders sind als wir. Jesus ist der König für alle Menschen. Deshalb gehen die Sternsinger hinaus aus der Kirche. Sie ziehen durch die Straßen von Haus zu Haus. Sie besuchen Menschen, bekannte und auch fremde. Sie bringen ihnen Freude. Sternsingen, muss das sein? Nein, aber es darf sein. Allen Sternsingern wünschen wir viel Freude und Gottes Segen auf ihren Wegen.
Pfr. Dr. Bernhard Lackner