am 09. April 2020
Evangelium: Johannes 13,1-15
Wenn ich über Land fahre, sehe ich sie überall stehen: Windräder. Windkraftanlagen. Hoch wie ein Kirchturm. An der Spitze ein Rotor. Er dreht sich. Mal mehr. Mal weniger. In der letzten Zeit eher mehr. Die Zeiten, in denen starke Winde wehen, Stürme, sie nehmen zu. Die Windkraftanlagen nehmen ihre Energie auf und verwandeln sie in elektrischen Strom. Umweltfreundlich. Ohne Ausstoß von Kohlendioxid. Klimafreundlich. Manche, die in der Nähe von Windrädern wohnen, fühlen sich durch sie gestört. .
Deshalb werden zurzeit auch fast keine neuen Anlagen mehr gebaut. Vögel werden im Flug von den Rotoren getroffen und sterben. Sagen die Naturschützer. Und doch: Die Windräder geben uns Elektrizität, ohne dass dadurch der Treibhauseffekt zunimmt. Sie helfen uns, unser Klima zu retten und damit unsere Welt. Windräder. Windkraftanlagen. Lasst frischen Wind rein! Das ist unser Jahresthema in diesem Jahr 2020. Frischer Wind – das ist in der Welt unseres christlichen Glaubens der Heilige Geist. Schon bevor Gott die Welt erschafft, schwebt er über der Urflut. So steht es auf der ersten Seite der Bibel. Gottes Geist. Gottes Kraft. Hebräisch ruach. Griechisch pneuma. Lateinisch spiritus sanctus. Als Jesus von Johannes getauft wird, im Jordan, da schwebt der Geist in Gestalt einer Taube über ihm. An Pfingsten erfasst der Heilige Geist die Apostel. Ein Brausen vom Himmel her. Wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt. Zungen wie von Feuer. Heiliger Geist. Frischer Wind. Er weht, wie er will und wo er will. Der Heilige Geist – man kann ihn nicht sehen. Aber man kann sehen, was er bewirkt. Er wirkt auch bei uns, wenn wir Eucharistie feiern. So wie es Jesus damals getan hat zusammen mit den Zwölf, den Jüngern, den Aposteln. Genauso bringen wir Brot und Wein zu unserem Tisch, zum Altar. Der Priester breitet die Hände über Brot und Wein aus. Er segnet die Gaben. Er bittet Gott, dass er seinen Heiligen Geist auf diese Gaben herabsendet. So werden aus Brot und Wein Leib und Blut Christi. Wandlung findet statt in der Kraft des Heiligen Geistes. Wie das genau geht? Wir wissen es nicht. Aber wir glauben es und wir feiern es. Es schmerzt uns, dass wir in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie das Abendmahl am Gründonnerstag nicht gemeinsam in der Kirche feiern können. Priester feiern die Eucharistie an diesem Abend ohne anwesende Gemeinde in den Anliegen der Menschen, vor allem der Kranken und ihrer Helfer. Im Gebet sind wir miteinander verbunden, wo wir auch sind. Gläubige, die die Kommunion nicht empfangen können, weil es keine öffentlichen Gottesdienste gibt, können sich im Gebet mit Jesus Christus verbinden und empfangen in ihrem Herzen seine Gegenwart genauso wie bei der Kommunion in den Gestalten von Brot und Wein. Das nennen wir die geistliche Kommunion. Jesus Christus ist gegenwärtig in den Gestalten von Brot und Wein. Eine Wandlung findet statt durch den Heiligen Geist. Nicht nur Brot und Wein werden gewandelt. Wir selbst werden gewandelt. Unser Leben wird gewandelt. Der Heilige Geist gibt uns die Kraft, so zu leben, wie Jesus Christus gelebt hat. Wie hat er gelebt? Seine Botschaft lässt sich in zwei Sätzen zusammenfassen: Du sollst Gott lieben und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Wir können auch sagen: Du kannst Gott lieben und du kannst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Jesus zeigt uns, wie das geht. Er gibt uns dazu die Kraft, seinen Geist. Heiliger Geist. Er verwandelt Brot und Wein in Leib uns Blut Christi. Er verwandelt uns. Unser Leben. Heiliger Geist. Gottes Kraft. Wind-Kraft. Lasst frischen Wind rein!
Pfr. Dr. Bernhard Lackner