am 10. April 2020

Wir schauen auf das Kreuz.

Wir beginnen mit dem Kreuzzeichen: Im Namen der Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

In der Kirche können wir uns heute, am Karfreitag, nicht zum Gottesdienst versammeln. Wir beten zu Hause und sind so miteinander und mit Gott verbunden.

Lasset uns beten: Gott, unser Vater, heute, am Karfreitag, schauen wir auf das Kreuz deines Sohnes. Jesus ist gestorben. Er zeigt uns: Du bist auf der Seite der Menschen, die leiden. Er zeigt uns, wie sehr du uns liebst. Dafür danken wir dir. Sende uns deinen Heiligen Geist, damit wir den Sinn des Kreuzes tiefer erfassen und leben können für andere, so wie Jesus es getan hat. Dir sei Lob und Ehre heute und in Ewigkeit. Amen.

Aus dem Johannesevangelium: Johannes 18,1-19,2

Betrachtung zum Evangelium

Jesus Christus ist am Kreuz gestorben. Warum? Wofür? Welche Bedeutung hat dieser Tod? Welche Bedeutung hat das Kreuz? Manche haben Probleme mit dem Kreuz, wenn es im Krankenzimmer einer Klinik hängt, im Klassenzimmer, im Gerichtssaal. Religion ist Privatsache. Religion hat in öffentlichen Gebäuden nichts verloren. Vor allem, wenn am Kreuz die Gestalt eines toten Menschen zu sehen ist. Er ist unter großen Schmerzen gestorben. Das ist nicht zu übersehen. Diesen Anblick kann man niemandem zumuten. Vor allem Kindern kann man diesen Anblick nicht zumuten. So sagt man. Was sagen wir Christen dazu? Wir brauchen das Kreuz im Krankenzimmer. Warum? Dem Kranken muss ich es nicht erklären. Er schaut auf das Kreuz. Er sieht: Dem am Kreuz geht es genauso wie mir. Ich liege hier. Ohnmächtig. Ich habe Schmerzen. Ich habe Angst. Jesus, Gott, er ist bei mir. Nicht nur, wenn es mir gut geht. Nein, auch jetzt. Er teilt mein Leid mit mir. Er trägt sein Kreuz und er trägt auch meines. Das Kreuz gibt mir Trost und Kraft. Gott ist nicht nur der Allmächtige, der Herr des Himmels und der Erde. Nein. Er ist auch der Ohnmächtige, der Schmerzensmann, solidarisch mit allen, die leiden. Einer von uns. Daran denken wir in diesen Zeiten von Corona. Viele sind krank und leiden. Viele stehen ihnen helfend zur Seite bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Viele tun ihren Dienst rund um die Uhr, damit wir alle leben können und unser Leben geschützt ist. Solidarisch. Fürsorglich. Verlässlich. Das Rote Kreuz ist ihr Erkennungszeichen. Jesus Christus, leidend und solidarisch, ist auf ihrer Seite. Er ist einer von uns in den guten und in den schlechten Zeiten. Sein Kreuz ist das Zeichen dafür. Das Kreuz gehört ins Klassenzimmer. Schülerinnen und Schüler leiden. Sie haben Angst, wenn sie von ihren Mitschülern gemobbt werden. Ohne Gnade. Sie haben Angst vor der nächsten Mathe-Klassenarbeit. Ihnen sagt das Kreuz: Du bist nicht allein in deiner Not. Jesus ist bei dir. Auch er hatte Angst. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ So betete Jesus am Kreuz. Auch du kannst beten. Gott hört dir zu. Er ist bei dir. Du bist nicht allein.
Und das Kreuz im Gerichtssaal? Es sagt allen: Es gibt noch eine andere Gerechtigkeit als die, die hier verkündet wird. Es gibt Vergebung, ganz egal, was einer angestellt hat. Barmherzigkeit. Gott verzeiht immer und überall. Er verzeiht sogar, was Menschen seinem eigenen Sohn angetan haben. Jesus wurde unschuldig verurteilt und am Kreuz ermordet. Das Kreuz im Gerichtssaal zeigt allen: Die weltlichen Richter in diesem Saal haben einen höchsten Richter über sich. Vor ihm werden sie Rechenschaft ablegen müssen am Ende ihres Lebens. Das  Kreuz – wir brauchen es im Krankenzimmer, im Klassenzimmer, im Gerichtssaal. Das Kreuz spendet Trost und Kraft. Jesus ist bei uns. Gott ist einer von uns in den guten und in den schlechten Zeiten. Daran denken wir nicht nur heute, am Karfreitag.

Im Gottesdienst am Karfreitag beten wir:

für alle Menschen, die in diesen Wochen schwer erkrankt sind;
für alle, die in Angst leben und füreinander Sorge tragen;
für alle, die sich in Medizin und Pflege um kranke Menschen kümmern;
für die Forschenden, die nach Schutz und Heilmitteln suchen,
und für alle, die Entscheidungen treffen müssen und im Einsatz sind für die Gesellschaft,
aber auch für die vielen, die der Tod aus dem Leben gerissen hat.

(Beuget die Knie – Stille – Erhebet euch.)

Allmächtiger, ewiger Gott,
du bist unsere Zuflucht und Stärke;
viele Generationen haben dich als mächtig erfahren,
als Helfer in allen Nöten.
Steh allen bei, die von dieser Krise betroffen sind,
und stärke in uns den Glauben, dass du alle Menschen in deinen guten Händen hältst.
Die Verstorbenen aber nimm auf in dein Reich, wo sie bei dir geborgen sind.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Lasset uns beten, wie der Herr uns zu beten gelehrt hat.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Bitten wir Gott um seinen Segen.

Herr, unser Gott, segne uns.Wir haben den Tod deines Sohnes begangen. Wir erwarten die Auferstehung. Schenke uns Verzeihung und Trost, Wachstum im Glauben und die ewige Erlösung. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Karfreitag.

Ihr Pfr. Dr. Bernhard Lackner