Am 18. September 2022

EVANGELIUM: Lukas 16,10-13

herzjesu sw

„Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“, Brüder und Schwestern. Martin Luther hat das einmal so ausgedrückt: „Woran du dein Herz hängst und worauf du dich verlässt, das ist eigentlich dein Gott“. Es ist ein Prüfstein für uns: Woran hängt unser Herz? Worauf verlassen wir uns? Oder radikaler ausgedrückt: Wovon lassen wir unser Leben beherrschen?

Wer vom Geld, von seinem Besitz besessen ist, der ist zum Dienst an Gott und dem Nächsten nicht mehr frei. Das ist der Grund, warum Jesus Reichtum oft negativ, Armut aber positiv sieht. Die Frage ist also nicht, ob ich Geld und Besitz haben darf, sondern wie ich mit meinem Besitz umgehe. Hilfe für Menschen in Not braucht finanzielle Mittel. Das gilt auch für die Caritas. Sie feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Dank zahlreicher kleiner und großer Spenden kann die Caritas Jahr für Jahr viele Hilfsmaßnahmen vor Ort, deutschlandweit und weltweit, realisieren. In ihrer langen Geschichte hat die Caritas immer wieder Brücken gebaut, die den tiefen Graben der Ungleichheit zwischen Menschen überwindet. Respekt, Gerechtigkeit, Solidarität und Nächstenliebe. Das sind die Werte der Caritas. Werte, die wir auch in unseren Kirchengemeinden leben. Und oft arbeitet unsere Gemeinde mit der Caritas zusammen. Wie kann das aussehen? Ein Beispiel: Ich habe meine Ausbildung zum Diakon in St. Georg gemacht. Der dortige Pfarrer rief mich eines Tages an und erzählte mir von einer Frau – ich nenne sie Frau Jansen. Frau Jansen war viele Jahre in St. Georg aktiv. Mit der Zeit wollte niemand aus der Gemeinde mehr etwas mit ihr zu tun haben. Frau Jansen neigte zunehmend zu unverschämtem Verhalten. Der Pfarrer hatte den Eindruck, dass sie Probleme habe. Da ich von außerhalb kam und noch keine negativen Erfahrungen mit Frau Jansen hatte, bat er mich, mit Frau Jansen zu sprechen. Im Gespräch erfuhr ich, dass Frau Jansen ein konkretes Problem hatte, das wir mit Geld aus der Caritaskasse der Gemeinde lösen konnten. Aber im Gespräch wurde auch klar, dass Frau Jansen nicht nur finanzielle Probleme hatte. Sie hatte sich mit ihrer ganzen Familie überworfen. Ihr geschiedener Mann, ihre Kinder, ihre Schwester – alle hatten den Kontakt zu ihr abgebrochen. Und auch von den Nachbarn wurde sie gemieden. Sie war vereinsamt. Und fühlte sich verfolgt. Ich bin auf die Caritas zugegangen, weil mir professionelle Hilfe notwendig erschien. Um es abzukürzen: Frau Jansen wurde in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Sie ist inzwischen genesen, hat sich mit ihrer Schwester versöhnt und lebt in einem Seniorenheim. Wir – die Gemeinde – waren Auge und Ohr. Das ist unserer aller Aufgabe, Brüder und Schwestern, Auge und Ohr zu sein für die Nöte der Menschen. Und die Caritas hat die professionelle Erfahrung eingebracht, die hier notwendig war. Das ist eine Möglichkeit der Zusammenarbeit zwischen Kirchengemeinde und Caritas. Die Gemeinde kennt die Menschen und ihre Situation vor Ort – und die Caritas bringt ihre Erfahrung und ihre Fachkräfte ein, wenn wir als Gemeinde überfordert sind. Umgekehrt kommt die Caritas auch auf uns zu. So hat die Caritas vor einiger Zeit angefragt, ob wir in Böfingen Räume zur Verfügung stellen können. Seitdem unterstützt die Caritas in unserem Gemeindehaus Frauen mit Fluchterfahrungen. Das sind nur zwei Beispiele, wie wir als Kirchengemeinde mit der Caritas Hand in Hand arbeiten. Heute ist Caritas-Sonntag. Die Hälfte der heutigen Kollekte geht an die Caritas, die andere Hälfte bleibt bei uns in der Gemeinde. Wir unterstützen damit Bedürftige hier bei uns vor Ort. So haben wir neulich in Böfingen eine Familie mit zwei kleinen Kindern unterstützt. Der Vater war aufgrund einer Erkrankung erwerbsunfähig geworden. Wir haben bei einem finanziellen Engpass geholfen. Manchmal ist Hilfe auch bei scheinbaren Kleinigkeiten notwendig: So haben wir einer Frau geholfen, die ebenfalls aufgrund einer Erkrankung erwerbsunfähig ist. Ihre Kaffeemaschine war kaputt gegangen. Unbürokratisch haben wir ihr eine neue Kaffeemaschine gekauft. Wenn man von wenigen Euro am Tag leben muss, dann sind einfach keine Reserven für solche Ersatzbeschaffungen da. Dann ist es gut, wenn wir mit unserer Caritaskasse einspringen können. Für Ihren Beitrag zur heutigen Kollekte sage ich daher: Vergelt’s Gott! Schauen wir noch einmal auf das heutige Evangelium. „Wenn ihr nun im Umgang mit dem ungerechten Mammon nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen!“, sagt Jesus im heutigen Evangelium. Ungerechter Mammon. Was könnte das sein? Viele von uns erhalten im September oder November vom Staat 300 Euro Energiepauschale für die gestiegenen Energiekosten. Mit der Gießkanne. Für meine persönliche Situation ist das ungerechter Mammon: Meine Familie und ich, wir haben auf der einen Seite einen sehr niedrigen Energieverbrauch – und auf der anderen Seite ein gutes Familieneinkommen. Wir sind auf die 300 Euro nicht angewiesen. Für andere sind diese 300 Euro zu wenig. Sie leben in schlecht isolierten Häusern und Wohnungen. Sie können sich keine energiesparenden Elektrogeräte leisten. Ich habe bei der Caritas in Ulm nachgefragt, was ich mit dem – für mich persönlich – ungerechten Mammon machen kann. Die Caritas hat daraufhin ein Spendenkonto eingerichtet: Die gespendeten Gelder gehen in die Einzelfallhilfe der Caritas in Ulm. So kommt das Geld dort an, wo es benötigt wird. Meine 300 Euro habe ich bereits auf dieses Konto überwiesen. Wenn auch Sie nicht auf die Energiepauschale angewiesen sind und meinem Beispiel folgen möchten: Ich habe hinten Zettel mit den notwendigen Informationen ausgelegt. Auch im nächsten Gemeindebrief werde ich darüber informieren. Sie müssen ja nicht gleich die gesamte Energiepauschale spenden. Jeder Euro hilft. Auch für diese Spende sage ich: Vergelt’s Gott.

Diakon Markus Lubert