Am 18. Dezember 2022

zela2022 sw

LIED: VENI, VENI, IMMANUEL

„Mit der Geburt Jesu Christi war es so“. So beginnt das heutige Evangelium, Brüder und Schwestern. „Mit der Geburt war es so“… Und dann hören wir bis zum Ende nichts mehr von Jesu Geburt. Ist Ihnen das aufgefallen? Merkwürdig, oder? Offenbar geht es im heutigen Evangelium nicht um die Beschreibung eines biologischen Geburtsvorgangs. Worum geht es dann?

Das Wort „Geburt“ ist in unserer Einheitsübersetzung der Bibel etwas unglücklich gewählt. Im griechischen Urtext steht hier das Wort „Genesis“. „Genesis“ – das kennen wir. So heißt das erste Buch des Alten Testaments. Ins Deutsche übersetzt heißt „Genesis“ auch „Ursprung“. Im Buch Genesis geht es um den Ursprung von Himmel und Erde und all seinen Geschöpfen. Der Beginn von etwas völlig Neuem. Damit kommen wir dem Evangelium schon näher. Es geht um den Ursprung von Jesus Christus. Die Frage nach dem Ursprung Jesu Christi stellte sich den Jüngern Jesu nach seiner Auferweckung von den Toten. Dieser Jesus, der mit ihnen gelebt hatte. Den sie als Mensch kennengelernt hatten. Als besonderen Menschen zwar, aber als Mensch. Der wurde nun plötzlich von Gott von den Toten auferweckt. Warum? Was war das für einer? Was war sein Ursprung? Auf diese Fragen gibt uns Matthäus eine Antwort. Der Schlüssel hierzu sind die beiden Namen. Der erste Name, den wir erfahren, ist: „Jesus“. Das heißt übersetzt: „Jahwe-ist-Hilfe“. Mit der Zeugung von Jesus Christus durch das Wirken des Heiligen Geistes greift Gott in das Weltgeschehen ein. Er greift ein, um die Menschen aus der Verstrickung in Schuld und Sünde zu befreien. Der Ursprung von Jesus Christus: Er liegt direkt bei Gott selbst. Der zweite Name, den wir im Evangelium erfahren, lautet: Immánuel. Das heißt übersetzt: „Gott mit uns“. „Gott ist mit uns“, Brüder und Schwestern. Das ist eine der wichtigsten Aussagen des gesamten Matthäus-Evangeliums. Sie ist dem Evangelisten so wichtig, dass er sie an drei Stellen wiederholt: Die erste haben wir heute gehört. Sie steht am Anfang des Evangeliums. „Immánuel“ – Gott mit uns. Die zweite Stelle steht ziemlich genau in der Mitte des Matthäus-Evangeliums: „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20). Gott mit uns – das gilt auch heute. Hier in unserer Gemeinde. Hier, wo wir in seinem Namen versammelt sind. Die dritte Stelle finden wir ganz am Ende des Evangeliums: „Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,20). „Gott ist mit uns“. Diese Zusage ist unwiderruflich. Gott bleibt uns auch in Zukunft treu. In Jesus Christus hat sich Gott für immer mit uns Menschen vereint. In Jesus Christus ist Gott mitten unter die Menschen gekommen. Als Mensch geboren. Der Beginn von etwas völlig Neuem. Matthäus beschreibt den Ursprung Jesu Christi anders als der Evangelist Lukas. Bei Matthäus gibt es kein Magnificat. Maria bekommt keinen Besuch vom Engel des Herrn. Da lesen wir nichts von einem Stall. Nichts von Hirten auf dem Felde und Engeln. Kurz gesagt: Das Evangelium des Matthäus taugt nicht für ein Krippenspiel. Das ist Matthäus nicht wichtig. Seine Botschaft lautet: Gott ist mit uns. Heute und alle Tage. Und darum feiern wir jedes Jahr Weihnachten. In einem Adventslied heißt es:

„O komm, o komm, Emanuel, mach frei Dein armes Israel
In hartem Elend liegt es hier In Tränen seufzt es auf zu Dir
Bald kommt dein Heil: Emanuel Sing laut und jauchze Israel.“

Diakon Markus Lubert