Am 01. Januar 2024
LIED: Ich kann dem Leben trauen ...
Wir wollen das Evangelium verstehen, auch heute, ersten Tag dieses Jahres. Die Kirchenväter, bedeutende Theologen in den ersten Jahrhunderten, sie kennen die Lehre vom vierfachen Schriftsinn. Sie stellen vier Fragen und wir mit ihnen. Die erste Frage.: Was ist tatsächlich geschehen, damals vor 2023 Jahren? Sicher gab es Hirten und Herden auf den Feldern rings um die Stadt Betlehem.
Aber ob die Hirten auch in die Stadt gekommen sind, um das neugeborene Jesuskind zu besuchen? Eher nicht, sagen die Historiker. Sie meinen: Vermutlich ist Jesus gar nicht zu Betlehem geboren, sondern eher in Kafarnaum oder in Nazareth. Warum trotzdem Betlehem? Weil der Messias nur aus Betlehem kommen kann, sagen die Propheten, so wie König David. Der Messias, auf den alle warten, er ist der Davidsohn. Wir kommen zur zweiten Frage: Was sagt uns das Evangelium über unseren Glauben, über Jesus, über Gott? Am achten Tag bekommt das neugeborene Kind seinen Namen: Jesus. Hebräisch: Jehoschua. Das heißt übersetzt: Jahwe rettet, der Herr rettet. Genau das erwarten die Menschen von Jesus damals und heute, dass er die Welt rettet aus aller Not. Jesus. Jahwe rettet. Der Herr rettet. Geht diese Erwartung in Erfüllung? Wo ist sie denn, die Rettung, die Erlösung, in dieser Welt? Es folgt die dritte Frage: Was sollen wir tun? Am besten das, was die Hirten tun, und das, was Maria tut. Die Hirten hören, was Gott zu ihnen sagt durch Engel auf dem Feld bei Betlehem. Die Hirten tun, das Gott ihnen sagt. Sie gehen in die Stadt, um das Kind zu besuchen, und dann erzählen sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden ist. Können wir das auch? Hören, was Gott uns sagt? Tun, was er uns sagt? Erzählen, was uns über dieses Kind gesagt worden ist? Eltern erzählen das ihren Kindern. Großeltern ihren Enkeln. Religionslehrerinnen ihren Schülern. Pfarrer ihrer Gemeinde. Zurück zum Evangelium. Was tut Maria? Sie bewahrt alles, was geschehen ist, in ihrem Herzen und denkt darüber nach. Können wir das auch? Im Herzen bewahren, was geschehen ist und darüber nachdenken? Wenn uns etwas Gutes widerfährt, wenn Menschen uns Gutes tun, wenn Gott uns Gutes tut, halten wir das fest? Dankbar? Es bleibt die letzte Frage: Was dürfen wir hoffen? Was wird sein ganz am Ende? Wir glauben und wir vertrauen: Wir kommen nicht aus dem Nichts. Nein. Wir kommen von Gott, der uns liebt. Wir leben in dieser Welt für eine gewisse Zeit. Dann kehren wir heim zu Gott ins ewige Leben. Wie sieht dieses ewige Leben aus? Wir wissen es nicht, aber wir ahnen etwas. Bilder können uns helfen, auch die Bilder von Weihnachten. Die Hirten finden das göttliche Kind in der Krippe. Sie genießen diesen Moment. Doch der dauert nicht ewig. Schon bald müssen sie wieder hinaus in die Nacht, zurück zu ihren Herden, zurück zu ihrer Arbeit, zurück in ihren Alltag. Wäre es nicht schön, wenn sie nicht mehr hinaus müssten in die Dunkelheit? Wäre es nicht wunderbar, wenn sie einfach bleiben dürften bei dem göttlichen Kind, das in der Krippe liegt? Nicht nur für einen Moment? Nicht nur für wenige Stunden? Sondern für immer?
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner