Am 11. Februar 2024
EVANGELIUM: Mk 1, 40–45
Wir wollen das Evangelium verstehen. Wir stellen Fragen. Wie viele? Genau vier. Die erste Frage: Was ist tatsächlich geschehen, damals vor fast 2000 Jahren? Jesus heilt Kranke. Am letzten Sonntag war es die Schwiegermutter des Petrus., Sie hatte Fieber. Vor zwei Wochen war es ein Mann mit einer psychischen Erkrankung, in der Synagoge von Kafarnaum.
Heute ist es ein Aussätziger, ein Mann, der an Lepra erkrankt ist. Lepra, die Krankheit galt damals als unheilbar. Wer daran erkrankte, der war dem Tod geweiht. Die Krankheit ist ansteckend. Deshalb werden die Kranken isoliert, unter Quarantäne gestellt, aus der Gemeinschaft ausgestoßen, ausgesetzt. So kommt zum physischen Tod der soziale Tod hinzu. Welcher von beiden ist schlimmer? Es folgt die zweite Frage: Was sagt uns das Evangelium über unseren Glauben an Gott, an Jesus? Aussatz, Lepra, sie galt in biblischer Zeit als unheilbar. Einen Aussätzigen heilen, das war für Menschen unmöglich, nicht aber für Gott. Jesus heilt einen Aussätzigen. Alle können es sehen: Hier ist nicht nur ein Mensch am Werk. Hier ist Gott am Werk. Er will, dass alle gut leben können. Seine neue Welt beginnt schon. Reich Gottes. Himmelreich. Hier und jetzt. Gott schenkt Heilung. Er schenkt neues Leben in Jesus. Wir kommen zur dritten Frage: Was sollen wir tun? Wir können uns kranken Menschen zuwenden, sie besuchen, mit ihnen sprechen, einfach nur zuhören; das allein kann schon Wunder wirken. Noch etwas anderes aus aktuellem Anlass: Welcher Tag ist nochmal heute? Genau, heute ist Fastnachtssonntag, der Höhepunkt der fünften Jahreszeit. Närrinnen und Narren sind außer Rand und Band. Fastnacht, Fasnet, Fasching, Karneval. Wo kommt das eigentlich her? Es gibt vorchristliche Wurzeln: Der Winter wird ausgetrieben. Die bösen Geister der kalten und dunklen Jahreszeit, sie haben ausgespielt, sie müssen abziehen. Es wird Frühling. Neues Leben erwacht. Dazu kommt die christliche Tradition: Vor der strengen Fastenzeit feiern viele noch einmal ausgelassen. Fasching feiern, das tut keiner für sich allein im stillen Kämmerlein. Gefeiert wird zusammen, in Gemeinschaft. Da werden böse Geister ausgetrieben. Sie heißen: Einsamkeit und Traurigkeit, Sorge und Angst, im Blick auf die schlimmen Dinge, die in unserer Welt geschehen: Gewalt. Krieg. Not. Böse Geister, sie treiben ihr Unwesen auch in unserer Zeit. Bestimmte politische Kräfte, sie sehen sich als Alternative, sie wollen Menschen, die bei uns und mit uns leben, aus unserem Land vertreiben, sie aussetzen, sie zu Aussätzigen machen, weil diese Menschen ihre Wurzeln nicht bei uns, sondern in anderen Ländern haben. Die Dämonen, die hier am Werk sind, sie heißen: Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Hass. Was tut Jesus in so einem Fall? Er spricht den Dämon bewusst an, er stellt ihn, er treibt ihn aus. Ähnliches haben neulich Unzählige getan: Sie demonstrierten auf Plätzen und Straßen, für Demokratie und Menschenrechte, gegen den Ungeist. Sie sprechen ihn an, sie stellen ihn, treiben ihn aus. If there´s something wrong in your neighbourhood, who You gonna call? Schon sind wir bei der vierten und letzten Frage: Was dürfen wir hoffen? Was wird sein ganz am Ende? Niemand wird ausgeschlossen, ausgesetzt. Alle gehören dazu, zu dieser großen Gemeinschaft. Nicht nur für eine gewisse Zeit, sondern für immer.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner