Am 29. März 2024
EVANGELIUM: Joh 18,28 - 19,16
Wir wollen das Evangelium verstehen, auch heute am Karfreitag. Diese furchtbare Geschichte, diese Leidensgeschichte, diese Passion. Wir stellen vier Fragen. Die erste: Was ist tatsächlich geschehen damals? Jesus hat Feinde. Es sind die Autoritäten seines eigenen Volkes. Hohepriester. Schriftgelehrte. Sie halten ihn für gefährlich. Warum? Weil er behauptet, er sei Gottes Sohn?
Jesus kritisiert den Tempel in Jerusalem, die Opfer, die dort dargebracht werden, die Geschäfte, die dort gemacht werden. Der Tempel steht für die gute Zusammenarbeit der Hohepriester mit der römischen Besatzungsmacht. Religion und Politik gehören damals eng zusammen. Was Jesus tut, könnte politisch gefährlich werden. Als politischen Verbrecher liefern die Hohepriester Jesus an die Römer aus. Als vermeintlicher König der Juden wird er von Pilatus verurteilt und gekreuzigt, am 7. April des Jahres 30. Pilatus war ein ausgesprochen brutaler Statthalter. Tausende ließ er hinrichten. Der Kaiser entfernte ihn aus dem Amt, weil er zu brutal war. Die Kreuzigung war die grausamste und die schändlichste Hinrichtungsform. Es dauert Stunden, bis der Gekreuzigte stirbt, an Erschöpfung, unter größten Schmerzen. Gekreuzigt wurden nur Schwerverbrecher. Wer am Kreuz starb, galt als verflucht. Einen römischen Bürger zu kreuzigen, war verboten. Es folgt die zweite Frage: Was sagt uns das Evangelium über unseren Glauben an Gott, an Jesus? Wie kann Gott es zulassen, dass Jesus, sein Sohn, unschuldig zum Tod verurteilt wird und am Kreuz stirbt? Was ist das für ein Vater, Gott? Wie kann er es zulassen, dass auch heute Menschen sterben? Unschuldig, an den Folgen von Gewalt, im Krieg, an einer unheilbaren Krankheit? Wer kann auf diese Frage antworten? In Jesus teilt Gott unser Leben mit uns, nicht nur die guten Tage, sondern auch die schlechten, Leiden, Schmerzen und sogar den Tod. Am Kreuze stirbt das Leben, mein Jesus, Gottes Sohn. Mit letzter Kraft trägst du der Sünde Lohn. Ich kann dem Leben trauen, weil Gott es mit mir lebt. Dem Leben traun, weil Gott es mit uns lebt. So haben wir gesungen nach der zweiten Lesung. In Jesus teilt Gott unser Leben mit uns, nicht nur die guten Tage, sondern auch die schlechten. Er lässt uns nicht allein. Selbst in der größten Not ist er bei uns. Wir kommen zur dritten Frage: Was sollen wir tun? Wir können Menschen, die leiden, beistehen, sie besuchen, einfach da sein, ihnen zuhören, mit ihnen zusammen dieses Leiden aushalten, diese Not. Wir können etwas dafür tun, dass Menschen wieder gesund werden oder erst gar nicht erkranken. Ärztinnen und Ärzte leisten Unglaubliches, ebenso Pflegerinnen und Pfleger. Wir können uns dafür einsetzen, dass Menschen in Gerechtigkeit und Frieden leben können. Wir danken unseren Soldatinnen und Soldaten. Sie sind bereit, uns zu verteidigen unter Einsatz ihres Lebens. Wir Christen sind bereit, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen. Wir schließen mit der vierten Frage: Was dürfen wir hoffen? Was wird sein ganz am Ende? Krankheit und Leiden, Gewalt und Tod, das alles ist endgültig besiegt. Am Ende siegt nicht der Tod, sondern das Leben. Am Ende steht nicht das Kreuz, sondern die Auferstehung. Gott schenkt Leben, allen Menschen. Ich kann dem Leben trauen, weil Gott es mit mir lebt. Dem Leben traun, weil Gott es mit uns lebt.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner
Kehrvers zum Jahresthema 2024Ich kann dem Leben trauen, |
Vers zum KarfreitagAm Kreuze stirbt das Leben, |
Text des Kehrverses: nach Alfred Delp
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