Am 20. April 2025
Das katholische Dekanat Allgäu-Oberschwaben lädt jedes Jahr im Februar oder im März ein, zu geistlichen Tagen in der Schweiz, zu Exerzitien im Schnee. Manche sagen: Die gehen halt zum Skifahren nach Davos und gönnen sich ein paar schöne Tage. Das stimmt – nicht ganz. Morgens vor dem Frühstück gibt es einen geistlichen Impuls, eine halbe Stunde Singen, Beten, eine Lesung aus der Bibel, Impulse für den Tag.
Nach dem Frühstück geht es an die frische Luft. Dabei ist es nicht ausdrücklich verboten, geeignete Sportgeräte zu benutzen. Ich ziehe erst einmal allein los. Ich mache mir meine eigenen Gedanken. Dann treffe ich mich mit der Gruppe. Manchmal fahren wir auch zu zweit. Zu zweit im Lift, da habe ich schon Gespräche geführt, die ich eher aus dem Beichtstuhl kenne. Am Abend schauen wir uns einen Film an und sprechen darüber. Ein Film in diesem Jahr erzählt von Rudolf Höß. Er war Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz. Höß lebt mit seiner Familie in einem schönen Haus mit großem Garten, direkt neben dem Lager. Liebevoll umsorgt er seine Frau und seine Kinder. Nebenan werden Menschen ermordet, mehr als eine Million Menschen. Die meisten von ihnen sind Jüdinnen und Juden, grauenvoll. Wir fragen: Wie kann Gott das zulassen? Gibt es ihn überhaupt, Gott? Wie kann Gott das zulassen? So fragen die Jünger damals in Jerusalem. Jesus, ihr Meister, ihr Freund, er ist gestorben, am Kreuz, grausam ermordet von der Staatsmacht, unschuldig. Das Verbrechen, für das er verurteilt wird, Hochverrat, hat er nie begangen. Jesus ist tot. Die Jünger sind am Boden, traumatisiert, und dann kommt auch noch diese Nachricht: Das Grab ist leer. Was soll das denn? Das kann alles bedeuten. Jemand hat den Leichnam weggeschafft? Oder: Jesus ist auferstanden vom Tod? Mit so etwas rechnen die Menschen damals im Heiligen Land. Das hat es schon gegeben, dass ein Wundertäter einen Toten erweckt. Jesus hat das auch getan. Lazarus, sein Freund, die Tochter des Jairus, sie waren tot und leben. Ist das Grab wirklich leer? Petrus und der Jünger, den Jesus liebte, wollen nachsehen. Sie laufen zum Grab. Sie sehen: Das Grab ist leer. Ist das nicht bisweilen unsere Erfahrung: Wir suchen Gott. Wir suchen Jesus und wir finden ihn nicht. Wo er sein soll, ist nur eine Leerstelle, ein leeres Grab, nichts. Doch da ist auch Maria von Magdala, am Ostermorgen, beim Grab, in einem Garten. Was blüht ihr? Jesus ist da. Er lebt. Er spricht mit ihr. Was für eine Freude! Wir kennen das, die Erfahrung, er ist da für uns, für mich. Was für eine Freude! Doch oft ist es halt das andere, ein leeres Grab, eine Leerstelle, wo wir ihn suchen, nichts. Dann ist Glaube gefragt. Wie geht das, glauben? Petrus und der andere Jünger, sie sehen die Leinenbinden und das Schweißtuch, keine Beweise, aber Indizien. Wer einen Leichnam wegschafft, der nimmt die Tücher mit, in denen der Körper eingepackt ist. Der Jünger, den Jesus liebt, er sieht und glaubt. Er ist mit Jesus ganz eng verbunden. Die Liebe hilft ihm zu glauben. Sie ist stärker als der Tod. Petrus und der andere Jünger, sie laufen nicht allein zum Grab, jeder für sich. Sie sind zu zweit. Mutterseelenallein am Grab stehen, am leeren Grab, das ist schwer. Zu zweit geht es besser. Wenn ich allein nicht glauben kann, dann hilft mir der andere, dann hilft mir die Gemeinschaft im Glauben weiter, Brüder und Schwestern. Die Gemeinschaft im Glauben, sie ist kostbar, lebenswichtig. Sie kann sich überall ereignen, sogar in einer Liftspur in Davos.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner
Vers zum Ostersonntag
Vom Grabe auferstanden ist heute Jesus Christ.
Wir wollen ihn lobpreisen, der unsre Hoffnung ist.
Text des Kehrverses: Markus 1, 15
Musik: Jacques Berthier GL Nr. 386
Bildnachweis:
- Maria Magdalena weinend am Grab - Uli Viereck, Krankenhausseelsorger in Villingen-Schwenningen
- Das leere Grab - Ki-genreriert.