Am 11. Mai 2025

sternsingerBOE sw

 
Wir wollen das Evangelium verstehen, auch heute am 4. Sonntag in der Osterzeit, am Sonntag des Guten Hirten. Was tun wir? Stellen wir Fragen? Vier Fragen? Nein, heute nicht. Lieber schauen wir uns Bilder an, eigentlich nur ein Bild, das Bild vom Guten Hirten. Wir finden es im Alten Testament, im Psalm 23. Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Viele in der Gemeinde kennen den Psalm auswendig. Wir beten ihn vor allem in Gottesdiensten am Werktag. Ich verwende den Psalm als Lesung, wenn jemand gestorben ist, wenn wir jemanden zu Grabe tragen. Gemeinsam schauen wir auf das Leben des Verstorbenen. Wir sind traurig, wir sind aber auch dankbar. Der Verstorbene hat gut für seine Familie gesorgt, wie ein guter Hirt für seine Herde sorgt. Er ist den Menschen, die ihm anvertraut waren, zum Guten Hirten geworden. Dafür sind wir dankbar. Der Gute Hirte, er begegnet uns im Alten Testament bei den Propheten, vor allem bei Ezechiel. Er kritisiert die Hirten seines Volkes scharf. Sie haben das Amt des Hirten übernommen, aber sie werden dem Anspruch dieses Amtes nicht gerecht. Sie sorgen nicht für die ihnen anvertraute Herde. Sie sorgen nur für sich selbst auf Kosten der Herde. Wie ist das heute, wenn wir auf die Politik schauen? Sind Politikerinnen und Politiker gute Hirten? Der Gute Hirte, er begegnet uns im Neuen Testament, in den Gleichnissen, die Jesus erzählt. Ein Mann hat 100 Schafe. Eines geht verloren. Was macht er? Er lässt die 99 in der Steppe zurück und sucht das eine. Er findet es. Er trägt es zur Herde zurück. Die Freude ist groß. Genauso ist es mit Gott. Er freut sich, wenn einer, der verloren gegangen ist, wiedergefunden wird. Gott freut sich über einen Sünder, der umkehrt, mehr als über 99 Gerechte, die nicht der Umkehr bedürfen. Ich bin der Gute Hirt. Das sagt Jesus im Johannesevangelium. Der Gute Hirte, dieses Bild finden wir in den Katakomben in Rom, an den Gräbern der ersten Christen. Christus ist der gute Hirte. Er trägt das verlorene Schaf zurück zur Herde. Keiner geht verloren. Ein starkes Zeichen der Hoffnung. Das Bild von Christus, dem Guten Hirten, ist älter als die Bilder von Christus, der am Kreuz stirbt. Der Gute Hirte, dieses Bild sehen wir auf dem einfachen Metallkreuz, das Papst Franziskus getragen hat, auf seiner weißen Soutane. Er war ein guter Hirte, nicht nur für uns Katholiken, sondern für alle Menschen, die ihm begegnet sind, für die ganze Welt. Begraben wurde er nicht im Petersdom, sondern in seiner Lieblingskirche Santa Maria Maggiore in Rom. Auf seinem Grab steht nur sein Name Franziskus, mehr nicht. Über seinem Grab ist sein schlichtes Metallkreuz zu sehen, darauf der gute Hirte. Er trägt das verlorene Schaf auf seiner Schulter. Im Hintergrund die Herde, die er führt. Heute ist nicht nur der Gute-Hirten-Sonntag, heute ist auch Muttertag. Mütter und Väter sorgen für ihre Kinder. Sie sorgen für ihre Familien, so wie ein Hirte für seine Herde sorgt. Sie werden für die Menschen, die ihnen anvertraut sind, zu guten Hirten, jeden Tag. Besonders den Müttern danken wir heute dafür. In der vergangenen Woche haben die Kardinäle in Rom einen neuen Papst gewählt: Leo XIV. Ob er zum guten Hirten wird für die Menschen, für die Welt? Mit Gottes Hilfe ganz sicher.

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner

 

Vers zum 4. Sonntag der Osterzeit

Der gute Hirte führt uns. Er kennt die Herde gut.
Er geht voran, wir folgen; er macht uns neuen Mut.

 Text des Kehrverses: Markus 1, 15
Musik: Jacques Berthier GL Nr. 386

Bildnachweis:

  • Der Gute Hirte - KI-generiertes Bild
  • Papst Leo XIV  - Deutsche Bischofskonferenz /  Jessica Krämer © 2025