am 05. August 2018

Predigt am 18. Sonntag im Jahreskreis
Evangelium Joh. 6, 24-35

 

„Ich bin das Brot des Lebens.“ Sagt Jesus im Johannesevangelium. Es ist das vierte Evangelium in der Bibel. Es stellt nicht primär die Frage: Was ist tatsächlich geschehen, damals vor 2000 Jahren in der Synagoge von Kafarnaum. Es fragt vielmehr: Was ist der tiefere Sinn dieser Geschichte? Was ist der tiefere Sinn im Leben dieses Menschen Jesus für uns? Jesus sagt: „Ich bin das Brot des Lebens.“ Da klingt an, was Christen feiern, an jedem Sonntag, am ersten Tag der Woche, am Tag des Herrn, an dem Tag, an dem Jesus Christus vom Tod auferstanden ist. 

Da versammeln sich Christen schon von Anfang an, an jedem Sonntag, bis auf den heutigen Tag. Christen feiern das Mahl des Herrn. Sie brechen das Brot. Brotbrechen, Herrenmahl, das sind die biblischen Namen für das, was wir Eucharistie nennen, Kommunion, Abendmahl, heilige Messe. Christen glauben: In dieser Feier, in Brot und Wein, da ist Jesus Christus bei uns. Er ist wirklich gegenwärtig, real präsent. Das glauben wir Katholiken. Das glauben auch die evangelischen Christen, die in der Tradition Martin Luthers stehen. An diesem Punkt, in der Frage des Glaubens an die Gegenwart Jesu Christi in der Kommunion, da sind wir ganz nahe beieinander, Katholiken und Lutheraner. Doch Martin Luther war bekanntlich nicht der einzige Reformator. Seine Lehre prägte die Reformation in Deutschland und in den nordischen Ländern. Anders dagegen war es in der Schweiz. Da wirkten andere Reformatoren, in Zürich Huldrych Zwingli, in Genf Johannes Calvin. Was sagen sie zum Abendmahl? Etwas anderes als Martin Luther. Zwingli und Calvin lehren: Jesus Christus ist nach seiner Auferstehung in den Himmel aufgefahren. Dort sitzt er zur Rechten Gottes, des Vaters. Er ist also bei Gott im Himmel, nicht hier bei uns auf der Erde. Wenn wir Christen hier auf Erden Abendmahl feiern, dann sind auf dem Altar nur Brot und Wein, nichts anderes. Jesus Christus ist nicht in den Gaben von Brot und Wein gegenwärtig. Er ist ja bei Gott im Himmel. Brot und Wein sind nur einfache Zeichen. Sie erinnern uns an Jesus. Er hat damals mit seinen Jüngern das Abendmahl gehalten, dann ist er gestorben, auferstanden, in den Himmel aufgefahren. Brot und Wein im Abendmahl erinnern uns daran, mehr nicht. Das sagt der Zürcher Reformator Zwingli. Er grenzt sich damit scharf ab von Luther und von der katholischen Kirche. Nicht ganz so scharf formuliert der Genfer Reformator Calvin. Er sagt: Jesus ist zwar im Himmel, bei Gott. Wir sind hier auf Erden. Aber wenn wir Abendmahl feiern, dann stellt der Heilige Geist eine Verbindung her zwischen uns hier auf Erden und Jesus im Himmel. Das ist dann in etwa so, wie wenn ich einen Freund in Amerika anrufe. Wir sprechen miteinander am Telefon. Wir tauschen uns aus. Wir freuen uns. Wir sind eng miteinander verbunden. Aber der Freund ist in Amerika und ich bin hier. Zwischen uns liegt der Atlantik, mehrere Tausend Kilometer. Wir Christen feiern das Mahl des Herrn. Wir brechen das Brot. In Brot und Wein ist Jesus bei uns. So glauben wir. Jesus sagt uns: „Ich bin das Brot des Lebens.“

Bernhard Lackner