Über Konfessions- und Ländergrenzen hinweg engagieren sich christliche Frauen in der Bewegung des Weltgebetstags. Gemeinsam beten und handeln sie dafür, dass Frauen und Mädchen überall auf der Welt in Frieden, Gerechtigkeit und Würde leben können. So wurde der Weltgebetstag in den letzten 130 Jahren zur größten Basisbewegung christlicher Frauen. Am 1. Freitag des Monats März laden Frauen aller Konfessionen zum Weltgebetstag ein und beschäftigen sich mit der Lebenssituation von Frauen eines anderen Landes, in diesem Jahr war dieses Land Palästina.
Die Wahl auf Palästina als Weltgebetstagsland 2024 war schon vor Jahren gefallen; bereits im Jahr 2017 war das palästinensische Komitee ausgewählt worden, die Liturgie für 2024 zu erstellen. Beim Weltgebetstag 2024 geht es um eine „Reise durch das Land, in dem Jesus gelebt und gelehrt hat“, wie es in der Gottesdienstliturgie heißt. Eine Reise, die mitnimmt in ein Land mit langer Tradition und großer kultureller, ethnischer und religiöser Vielfalt, aber auch mit schwerwiegenden Konflikten, unter denen die Menschen dort seit langem leiden. Verbunden „...durch das Band des Friedens“, so der aus dem Brief an die Gemeinde in Ephesus (Kap. 4,3) entnommene gemeinsame deutschsprachige Titel des Weltgebetstag 2024. In diesem Bibeltext ist von Demut, Freundlichkeit und Geduld die Rede, aktive Tugenden, die Frieden stiften können, so schwer es auch sein mag. Sehr deutlich wird die große Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit. In Jungingen fand das ökumenische Treffen zum Weltgebetstag in diesem Jahr am 01. März im katholischen Gemeindehaus statt. Zahlreiche Frauen und auch der eine und andere Mann hatten den Weg gefunden und fast alle Plätze gefüllt.
Susanne Grupp erläuterte die Lage Palästinas. Palästina umfasst die Gebiete Westjordanland und Gazastreifen. Proklamiert als eigener Staat mit der Hauptstadt Ost-Jerusalem, wird Palästina vom Nachbar Israel, aber auch Deutschland, USA und viele westliche Staaten als Staat nicht anerkannt, dennoch werden offizielle Beziehungen gepflegt. Der Gazastreifen wird fast ausschließlich von Palästinensern arabischer Herkunft bewohnt, im Westjordanland sind es ca. 83% der Bevölkerung. Der christliche Bevölkerungsanteil im Westjordanland beträgt nur ca. 1,7%. Im Gazastreifen lebten im Jahr 2022 noch ca. 1070 Christen, davon ca. 130 Katholiken. Der Großteil ist griechisch-orthodoxen Glaubens. Insgesamt gibt es 12 verschiedene christliche Glaubensrichtungen. Die Frauen des Vorbereitungsteams führten abwechselnd durch die Liturgie, inspiriert in Anlehnung des Briefs von Paulus an die Gemeinde in Ephesus (Kapitel 4, Verse 1-7) haben die palästinensischen Christinnen über das Thema „ich bitte euch…..ertragt einander in Liebe“ nachgedacht. Exemplarisch für das Leben palästinensischer Frauen wurden drei Geschichten mit persönlichen Erfahrungen von palästinensischen Christinnen vorgetragen:
Eleonor
.. ein Leben in Stärke
Eleonor ist Mitglied der griechisch-orthodoxen Kirche. Ihre Familie war in Jerusalem tief verwurzelt. Während des Palästinenserkriegs (1947 – 1949) mussten sie flüchten und alles zurücklassen. Sie konnten nicht zurückkehren. Eleonor lebt inzwischen wieder in Jerusalem. Sie hat viele Nothilfe- und Entwicklungsprojekte und soziale Projekte durchgeführt, die offen sind für alle Menschen, unabhängig von Religion, ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht, Status oder Bedürftigkeit. Sie hat hunderte von Frauen in Jerusalem, im Gazastreifen und im Westjordanland unterstützt und dazu beigetragen, dass sich das Leben vieler Menschen positiv verändert. Trotz Hindernisse, Rückschläge und Drohungen ist sie davon überzeugt: Mit echter Liebe, Verständnis, Demut und Geduld können wir gemeinsam stark sein.
Lina
.. ein Leben im Eintreten für die Wahrheit
Lina ist die Nichte der Journalistin Shireen Abu Akleh, die am 11.05.2022 bei einem Presseeinsatz im Norden vom Westjordanland getötet wurde. Shireen Abu Akleh arbeitete viele Jahre für den arabischen Fernsehsender Al Jazeera. Für Lina war ihre Taufpatin beste Freundin und Vorbild. Bis zu ihrem Tod hat Shireen Abu Akleh über palästinensische Erfahrungen berichtet. Sie rief die Besatzungsmacht zur Menschlichkeit auf. Viele wussten nicht, dass sie Christin war. Sie begegnete den Menschen aller Glaubensrichtungen aus ihrer christlichen Überzeugung heraus in Nächstenliebe und stellte sich an die Seite derer, denen Leid zugefügt wurde.
Sara
.. ein Leben für die Hoffnung
Sara ist in Jerusalem geboren und als lutherische Christin aufgewachsen. Ihre Großeltern lebten bis 1948 in Jaffa in Nachbarschaft zu christlichen, muslimischen und jüdischen Familien. Sie flüchteten nach Jordanien und konnten nach vielen Jahren Sara in Jerusalem besuchen. Bei einem Ausflug nach Jaffa wollten sie ihr altes Haus besuchen, wurden jedoch von den jetzigen Bewohnern wiederum verjagt. Ihre Großmutter zeigte ihr die Schlüssel, die ihre Mutter mitgenommen hatte, als sie ihr Haus verlassen musste. Der Schlüssel ist weltweit das Symbol für die Hoffnung auf Wiederkehr in die Heimat. Sara vergleicht ihre Familie mit einem Baum, der stark und widerstandsfähig ist und der sie nährt und stärkt. So kann sie, wie ihre Vorfahren, andere in Liebe ertragen.
Zum Schluss der Liturgie wurde auch tatsächlich ein Band des Friedens als Hoffnungszeichen durch die Reihen gereicht, um die Verbundenheit zu symbolisieren. Die Zuhörerinnen und Zuhörer waren wie immer im Anschluss zu Tee, Selbstgebackenem und zum Diskutieren und Plaudern eingeladen. Die Spenden gehen an weltweit ca. 150 Partnerorganisationen, die Frauen und Kinder stärken und unterstützen, darunter 12 ausgesuchte Projekte in Israel und Palästina. In etlichen arbeiten Israelis und Palästinenser zusammen.
Das ökumenische Vorbereitungsteam