Jeden Abend beten die Menschen in Taizé vor dem Kreuz. Freitags wird das Kreuz in die Mitte gelegt. Die Anwesenden sind eingeladen ihre eigenen und die Lasten anderer Menschen anvertrauen.  Dabei legen manche (jeder darf - keiner muss) ihren Kopf auf das Kreuz.  

So wird ein Gefühl von „Getragen sein“ ermöglicht und das unbegreifliche Geschehen des Karfreitages erfahrbar. Unterstützt wird die mediative Stimmung durch die einfachen Gesänge. Mit Gesängen beten ist eine wesentliche Form der Suche nach Gott. Kurze, stets wiederholte Gesänge schaffen eine Atmosphäre, in der man gesammelt beten kann. Der oftmals wiederholte, aus wenigen Wörtern bestehende und schnell erfasste Grundgedanke prägt sich allmählich tief ein. Meditatives Singen macht bereit, auf Gott zu hören. Im gemeinsamen Gebet können alle in diese Gesänge einstimmen und zusammen ohne engeren zeitlichen Rahmen der Erwartung Gottes Raum geben. Die Gesänge sind auch eine Hilfe für das persönliche Gebet. Sie bewirken allmählich eine innere Einheit des Menschen in Gott. Während der Arbeit, bei Gesprächen und in der Freizeit können sie unterschwellig weiterklingen und so Gebet und Alltag verbinden. Sie setzen – und sei es im Unterbewusstsein – das Gebet in der Stille des Herzens fort.                            

Elisabeth Urhahn