Am Ende der Osterzeit feiern wir Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes. In der Lesung aus der Apostelgeschichte erzählt der Evangelist Lukas: Die ganze Welt kommt nach Jerusalem. Menschen aus aller Herren Länder. „Fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel …Parther, Meder und Elamiter … Römer, Juden und Proselyten, Kreter und Araber“. Sie alle sind Gäste in der heiligen Stadt. Sie wollen das jüdische Pfingstfest mit feiern. 

Es ist das Fest der ersten Getreideernte im Frühjahr. Ein frohes Fest. Was erleben sie? Die Anhänger des Jesus von Nazaret verkünden öffentlich Gottes große Taten. Mit Begeisterung tun sie es in allen Sprachen, so dass jeder die Botschaft verstehen kann. Erwartet hätten wir eher das Gegenteil: Menschen aus verschiedenen Ländern treffen aufeinander. Die Verständigung ist schwierig. Man kennt ja die Sprache des anderen nicht. Doch jetzt, an Pfingsten, geschieht das Unerwartete: Anstelle der babylonischen Sprachverwirrung ereignet sich ein Sprachenwunder. Jeder hört die Botschaft in seiner Sprache und versteht sie. In diesem Ereignis sehen viele den Geburtstag der Kirche, der katholischen Kirche. Das Wort „katholisch“ verstehen wir hier nicht im konfessionellen Sinne als Abgrenzung gegen die Protestanten oder gegen die orthodoxen Christen. Das Wort „katholisch“ ist viel älter als die Trennung der Konfessionen. Es heißt wörtlich übersetzt „allgemein, umfassend, weltumspannend“. Die Kirche ist katholisch, weil sich ihre Botschaft an alle Menschen richtet, ganz egal aus welchem Land sie kommen und aus welcher Kultur. Niemand ist ausgeschlossen. Alle sind angesprochen. Alle sind willkommen. Bisweilen machen wir diese Erfahrung: Wir gehören zusammen. Menschen aus verschiedenen Ländern, mit verschiedenen Sprachen, aus verschiedenen Kulturen. Im Urlaub erlebe ich das immer wieder. Im Ausland, wenn ich in die Sonntagsmesse gehe, fühle ich mich zuhause, daheim. Auch hier bei uns ist es so im Gottesdienst. Wir spüren: Es gibt einen Geist, einen guten Geist, der nicht ausgrenzt, sondern verbindet. Christen verschiedener Konfession. Menschen unterschiedlicher Herkunft und Sprache. Kirche als weltumfassende Gemeinschaft mit einer guten Verbindung der Christen untereinander und mit allen Menschen guten Willens – genau das wünsche ich uns an Pfingsten.

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner