Guten Morgen, herzlich willkommen heute Morgen hier im Gottesdienst zum Patrozinium unserer St. Josefs Kirche. Heute geht es um „Reformen in der Kirche“ – Passt das zum Patrozinium? Ich meine, JA, denn es geht im Letzten um uns als Gemeinde. Sind wir bereit für Veränderungen? Wollen wir Veränderungen? Wie soll / kann Kirche / Gemeinde weiter bestehen? Eigentlich wollte ich einiges zum Thema „Weltkirche im Aufbruch“ sagen. In Europa, Nord und Südamerika, im Libanon, in Kenia sind Menschen auf synodalen Wegen, - nicht nur in Deutschland. Sie nehmen die Krise der katholischen Kirche war, wollen Veränderungen, wie Gleichberechtigung der Geschlechter, mehr Beteiligung an Entscheidungen, um den Missbrauch von Macht und Gewalt zukünftig zu verhindern, endlich die Aufarbeitung der Missbrauchsskandale und Entschädigung der Betroffenen und vieles mehr. Als ich dann am Donnerstagabend in einer zoom Konferenz von Teilnehmerinnen des deutschen Synodalen Weges hörte, wie Bischöfe und Kleriker mit ihrer Arbeit umgingen, war ich fassungslos: Sie nahmen zum Teil nicht an den Treffen teil und behaupteten zum Schluss, sie seien nicht gehört worden - zur Abstimmung stehende Texte, die seit 3 Jahren in Gruppen erarbeitet wurden mit großem zeitlichen und kraftzehrendem Einsatz, diese Texte wurden von den Bischöfen nicht einmal gelesen. Im Gegenteil, Bischöfe reichten eigene Texte ein, kurz vor der Abstimmung und stellten Bedingungen für ihre Zustimmung. Ich trage heute meinen weißen Schal. Ein Zeichen der bewegten Frauen von Maria 2.0, die ich unterstütze. Denn es stärkt, zu sehen: WIR SIND VIELE! Das tut gut. Und auch die vielen Initiativen weltweit zeigen es: WIR SIND VIELE ! Das tut gut. Genauso wie unsere Gespräche im Gemeindehaus mit dem Initiativkreis – das tut gut. Unsere Frauengottesdienste – ich freue mich schon auf übermorgen – das tut gut. Es bleibt die Hoffnung auf das kreative kräftige Wirken der heiligen Geistkraft und auf die Zusage: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Sr. Maria Stadler Missionarinnen Christi Forum I Macht und Gewaltenteilung Fr. Schumacher Godemann Vorstand Berufsverband der Pastoralreferent:innen Forum III KEINE ENTWEIHUNG DES DOMES!!! IN FRANKFURT durch Maria 2.0 , LGBTQ Betroffene, es war gut dargestellt nur große Klage und Anklage Persönliche Diffamierung von Bischof Bätzing durch Maria 1.0 vor dem Dom.

Liebe Gemeinde, Unser heutiges Thema sind die Reformen in der Katholischen Kirche und die sich daraus ergebenden Reformschritte. Dazu möchte ich Ihnen einen Paulustext vorlesen, auf den ich bei meinen Überlegungen gestoßen bin. Er lautet: „Zur Freiheit hat uns Christus geführt. So steht denn fest und lasst Euch nicht erneut das Joch der Knechtschaft aufbürden. Seht, ich, Paulus, erkläre Euch: Wenn Ihr Euch beschneiden lasst, wird Christus Euch nichts nützen. Nochmals bezeuge ich jedem, der sich beschneiden lässt: Er ist verpflichtet, das ganze Gesetz zu halten. Wollt Ihr durch das Gesetz gerecht werden, so seid Ihr von Christus losgetrennt und der Gnade verlustig. Wir erwarten im Geiste kraft des Glaubens die Hoffnung aus der Rechtfertigung. Denn in Christus Jesus hat weder Beschneidung noch Unbeschnittensein Wert, sondern nur der Glaube, der sich in der Liebe auswirkt.“ So beginnt das 5. Kapitel des Galaterbriefs. Weiter unten heißt es dann: „Brüder, Ihr seid zur Freiheit berufen. Aber missbraucht die Freiheit nicht zum Dienst des Fleisches. Dient vielmehr einander in Liebe. Denn das ganze Gesetz wird in dem einen Wort erfüllt: ´Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst‘. Wenn Ihr aber einander beißt und zerreißt, so seht zu, dass Ihr einander nicht verschlingt“ Ich verstehe diesen Text so, dass jedes „Glaubensgesetz“ und jegliche „Glaubensordnung“ ausschließlich danach zu beurteilen ist, ob es diesem Liebesgebot entspricht. Nochmals Paulus: „Das ganze Gesetz wird in dem einen Wort erfüllt: Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst“. Oder umgedreht: alles, was dem widerspricht, ist im biblischen, paulinischen Sinne nichtig und damit unbeachtlich. Paulus hämmert es den Leuten regelrecht ein: Ihr seid zur Freiheit berufen und keine Sklaven irgendwelcher Gesetze und Ordnungen, die eurem Glauben widersprechen. Dabei spricht Paulus zu Menschen, die an religiöse Regeln, Gesetze und Ordnungen gewöhnt sind und auch als Anhänger der Lehre Jesu daran festhalten wollen. Paulus sagt: Ihr müsst euch eurer Freiheit bewusst werden, eure Denkblockaden und Denksperren durchtrennen und darüber nachdenken, was es heißt, ‚liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst‘. Und: Paulus sagt nicht, wie’s geht. Er sagt nur, was jedenfalls nicht gemeint ist und zählt dabei Untugenden auf, dem man auch heute noch zustimmen kann. Er nötigt seine Adressaten regelrecht, sich selbst damit auseinander zu setzen, was dieser Glaube in der Lebenspraxis bedeutet und wie er sich vor Ort auswirken soll. Dabei sind auch Differenzen zuzulassen und auszuhalten. Nochmals das Zitat: „Wenn ihr aber einander beißt und zerreißt, so seht zu, dass ihr einander nicht verschlingt.“ ./. Was heißt das jetzt für unsere heutige Reform-Diskussion? Aus meiner Sicht geht es um 3 Punkte: 1. Als für das Christentum nicht verhandelbar nennt Paulus den Glaubenskern, das Gebot der Nächstenliebe 2. Was das konkret für die Glaubenspraxis bedeutet, dazu macht er keine Vorgaben. Er gibt keine Lösungen vor. Anders ausgedrückt: er greift nicht ‚lehramtlich‘ ein und 3. Er weist der Gemeinde die Verantwortung zu. Sie selbst trägt die Verantwortung für ihr Tun oder Unterlassen. Der erste Punkt, der Kern des Glaubens, ist, soweit ich das überblicke, sowohl in der Katholischen Kirche, aber auch in anderen christlichen Kirchen, unstrittig. Ich halte das gerade im Hinblick auf die Ökumene für eine wichtige Feststellung. In den Punkten 2 und 3, also - dem Lehramt und - der christlichen Verantwortung des Einzelnen bzw. der Gemeinden geht es um die Praxis und da stellen sich auch die Fragen. Einige Beispiele: Gibt es denn theologisch zwingende Vorschriften, wie sich Kirche zu organisieren hat? oder – kann ein Lehramt den Gläubigen theologisch begründet vorschreiben, kirchliche Ämter unter Verletzung weltweit geltender Menschenrechte zu besetzen - wozu zweifellos das Verbot der Geschlechterdiskriminierung gehört? oder - kann es Gläubigen verboten werden, jederzeit über ihre Probleme mit dieser Kirche zu sprechen und ihre Gespräche in Beschlüssen zusammen zu fassen? oder - können Diskussionen über Traditionen, Rituale, Lehrmeinungen, Dogmen und vermeintlich abschließende Aussagen eines Papstes auch nur ansatzweise verboten werden? oder, oder, oder……….. Ich stelle nochmals fest, dass Paulus zu dem, was wir Lehramt nennen, nichts sagt. Für ihn scheint das kein Thema zu sein. Ihm genügt die zentrale Glaubensaussage, liebe Deinen Nächsten wie dich selbst. Alles andere sind für ihn keine Glaubensfragen sondern Fragen der Glaubenspraxis. Sehr klar fordert er aber seine Gemeinde und damit auch uns auf, dass wir uns über diese Glaubenspraxis, also die Konsequenzen, die dieser Glaube heute im 21. Jahrhundert hat, auseinander setzen. Wegen der unterschiedlichen Lebensumstände in und auch innerhalb der einzelnen Länder dieser Welt, wird diese Diskussion immer zu unterschiedlichen Vorstellungen und Ergebnissen und auch zu Streit führen. Wenn man diesen Streit zulässt, ändert sich wohlgemerkt nicht der Glaube sondern unser Umgang mit diesem Glauben. Bei Paulus ist dafür nicht die Kirchenleitung sondern die Gemeinde vor Ort maßgeblich zuständig: die Kirche wird damit von ihrem Ursprung her nicht zentral und von oben geführt sondern sie ist eine von der Basis aus Handelnde, deren Mitglieder das Selbstverständnis haben, vor Ort alle dort zu erledigenden Aufgaben selbst zu verantworten und alle gemeinsam betreffenden Aufgaben, dorthin zu delegieren, wo sie gemeinsam gelöst werden müssen, sei es auf die diözesane oder weltkirchliche Ebene. Damit dreht sich die heutige Hierarchie um und wird wieder basisdemokratisch, was sie ursprünglich war. Dabei ändern sich nicht die Aufgaben, aber die Gemeinden sind dafür primär verantwortlich. Die Aufgaben werden sich auch erweitern, z.B. um die heute neu gestellte Gerechtigkeitsfrage, örtlich, national und weltweit. Diese Basisverantwortung umfasst z.B. auch die Bewältigung des Missbrauchsskandals, den die bisher dafür Verantwortlichen im bisherigen System offenkundig bis heute nicht bewältigen können. Und es wird dazu eine von allen legitimierte und unabhängige Institution geben müssen, die in einem offenen Verfahren über unabwendbaren Streit und über die weitere Geltung kirchenrechtlicher Normen zu entscheiden hat. Fällt in einem solchen Verfahren eine Kirchennorm durch, ist sie für unwirksam zu erklären. Beschlüsse, die auf solchen als nichtig erkannten Kirchennormen beruhen, sind dann aufzuheben. Man stelle sich vor, diese Machtkontrolle würde es schon heute geben, dann müsste die Versammlung des SYNODALEN WEGS in Frankfurt den Papst nicht mehr nur bitten, ihre Ergebnisse zu „prüfen“. Die Versammlung könnte dann die dort gefassten Beschlüsse im Falle eines päpstlichen oder kurialen Widerspruchs förmlich überprüfen lassen. Stellen Sie sich dieses Szenario mal nur bei der Frauenfrage vor. Die Kurie müsste ihre Argumente offen vertreten und sich mit den Gegenargumenten ernsthaft auseinander setzen! Schon allein dadurch würde sich die Haltung aller Beteiligter ändern! Deshalb halte ich ein solches Kontrollsystem für die entscheidende Reformfrage schlechthin. Dieses Denken von der Basis her, verbunden mit rechtsstaatlichen Strukturen ist Voraussetzung für erfolgreiche kirchliche Reformen. Paulus weiß, was wir alle dabei aushalten müssen: „Wenn ihr einander beißt und zerreißt, so seht zu, dass ihr einander nicht verschlingt.“

Thomas Brüstle