Am 13. November 2022

kirchweih sw

EVANGELIUM: Lukas 21,5-6

EVANGELIUM: Lukas 21,7-19

 

Wir wollen das Evangelium verstehen. Deshalb stellen wir vier Fragen. Die erste: Was ist damals tatsächlich geschehen? Im Jahr 70 n. Chr. erobern die Römer die Stadt Jerusalem. Sie zerstören den Tempel. Sie töten unzählige Menschen. Das ist die zweite Katastrophe in der Geschichte des Volkes Israel.

Bereits im Jahr 586 v. Chr. hatten die Babylonier Jerusalem erobert und den Tempel niedergebrannt. Jetzt im Jahr 70 also die Römer. Etliche Jahre danach schreibt Lukas sein Evangelium. Er schaut auf die Katastrophe zurück. Der Tempel, „mit schönen Steinen und Weihegeschenken geschmückt“ ist längst Geschichte, zerstört, „niedergerissen“. Das religiöse Zentrum Israels, die Opfer, die Priester, das alles ist verschwunden. Und die Christen? Auch sie werden verfolgt, festgenommen, vor Gericht gestellt, gequält, getötet. Stefanus, Paulus, die anderen Apostel. Christen werden verfolgt bis auf den heutigen Tag. Weltweit werden Millionen Christen benachteiligt und verfolgt, vor allem in Ländern, in denen eine andere Religion dominiert, Afghanistan, oder in Ländern, die sich als atheistisch definieren, Nordkorea. Christen werden wegen ihres Glaubens ermordet. Das Christentum ist die weltweit am stärksten unterdrückte Religionsgemeinschaft. „Ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden.“ Sagt Jesus im Evangelium. Wir kommen zur zweiten Frage: Was sagt uns das Evangelium über Gott und über unseren Glauben? Der Tempel in Jerusalem ist zerstört. Das religiöse Zentrum Israels, die Opfer, die Priester, das alles ist verschwunden. Doch der Glaube an Gott lebt weiter in den Herzen der Menschen, in ihren Gebeten, in den Geschichten, die sie einander erzählen und die sie aufschreiben. Ihr Glaube lebt weiter in den Gottesdiensten, die sie miteinander feiern, nicht mehr im prächtigen Tempel, sondern zuhause am Tisch, im Kreis der Familie und der Freunde. Jedes Jahr an Ostern feiern die Juden das Paschamahl, Pessach, zu Hause, in der Nacht. Brot und Wein, ein Lamm. Sie erinnern sich an den Auszug aus Ägypten. Gott rettet sein Volk aus großer Not, aus Todesnot. Exodus, Movement of Jah People. Jesus feiert mit seinen Freunden dieses Paschamahl, Brot und Wein verwandelt in Leib und Blut Jesu. Gott rettet sein Volk aus großer Not. Aus Tod wird neues Leben. Die dritte Frage: Was sollen wir tun? Wir dürfen auf Gott vertrauen. Wir dürfen auf Jesus Christus vertrauen. Er rettet sein Volk, uns, in der Not. Wenn der Tempel nicht mehr da ist, der Glaube lebt weiter in unseren Herzen, in unseren Gebeten, in den Geschichten, die wir einander erzählen, in der Eucharistie, die wir miteinander feiern. Zwei oder drei in seinem Namen versammelt, ein Stück Brot, ein Becher Wein. Mehr brauchen wir nicht. Bleibt die vierte Frage: Was dürfen wir hoffen? Was wird sein am Ende? Falsche Propheten treten auf in den Medien und als Machthaber atomar bewaffneter Mächte. Sie führen viele in die Irre. Es gibt Kriege, in der Ukraine, und Unruhen, im Iran. Erdbeben, Seuchen, Corona, Hungersnöte, in Afrika. Weizenlieferungen werden blockiert. Der Klimawandel verbrennt die Ernten. Verfolgungen, Mächte und Gewalten. Und Gott? Er ist stärker. Alles wird gut. Dafür wird er sorgen. „Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.“

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner