Am 14. Juli 2025

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Drei Wochen lang fahren sie durch Frankreich, durch die Normandie, die Bretagne, das Zentralmassiv, die Pyrenäen, die Alpen, schließlich nach Paris, auf die Champs-Élysées, mit dem Rad. Tour de France, das bedeutendste Radrennen der Welt, wer fährt mit? Die ARD-Sportschau hat eine dreiteilige Dokumentation erstellt. Drei verschiedene Fahrertypen werden vorgestellt: die Sprinter, die Wasserträger und die Giganten. Heute geht es um die Sprinter. Einer von ihnen ist André Greipel. Vor vier Jahren hat er seine aktive Karriere beendet. Er hat elf Etappen der Tour de France gewonnen, zweimal die letzte Etappe auf den Champs-Élysées in Paris. Er erzählt: Er hat bei der Tour jeden Tag an seinem Rad eine neue Kette bekommen und ein neues 11er-Ritzel. Der 11er-Zahnkranz ist der kleinste. Mit ihm wird die Höchstgeschwindigkeit gefahren. Bei André Greipel hält das 11er-Ritzel nur einen Tag, ebenso die Kette. Das zeigt an, welche Kräfte wirken, wenn der Sprinter Vollgas gibt. Das sind mehr als 2000 Watt. Bei mir halten 11er-Ritzel und Kette ein Jahr. Der Sprinter, fast das ganze Rennen ist er völlig unauffällig. Er fährt im Hauptfeld im Windschatten. Erst auf dem letzten Kilometer wird er aktiv, vor dem Ziel, Flamme Rouge, oder wenn es im Rennen eine Sprintwertung gibt. Dann gibt er richtig Gas, geht aus dem Sattel, beschleunigt auf 70 oder 80 km/h, geht durchs Ziel, als erster. Manchmal nur wenige Zentimeter vor dem Zweiten. Das Zielfoto muss entscheiden. Allerdings, der Sprinter fährt nicht allein. Er braucht eine Mannschaft. Sie bringt ihn sicher durch das Rennen, über die Berge. Sie fährt für ihn den Sprint an. Der Sprintzug, drei Helfer fahren vor ihm auf dem letzten Kilometer. Sie geben ihm Windschatten. Sie fahren das Tempo hoch. Nach wenigen Sekunden geht der Erste raus, dann der Zweite, schließlich der Dritte. Nur jetzt, auf den letzten 200 Metern, ist der Sprinter ganz auf sich allein gestellt. Der Sprinter, es gibt in nicht nur auf dem Rad, sondern auch im wirklichen Leben. Es war vier Wochen vor der theologischen Diplomprüfung. Nach dem Mittagessen im Speisesaal steht ein Studienkollege auf und sagt: Ich habe mich für die Prüfung angemeldet, habe aber im Fach Altes Testament noch nichts gelernt. Gibt es eine Lerngruppe, die mich aufnimmt? Altes Testament, eine extrem schwere Prüfung. Seit Monaten lerne ich dafür. Wir schauen uns in unserer Gruppe an, nicken uns zu und sagen: Okay, du kannst zu uns kommen. Wir sehen, was wir für dich tun können. Das Ergebnis: Er schreibt eine Eins, ich eine Zwei. Der Sprinter hat gewonnen. Sprinter, gehören wir auch gelegentlich zu dieser Gruppe? Wir haben lange fast nichts getan. Jetzt wird es eng. Die letzten Meter, wir müssen richtig Gas geben. Ob wir trotzdem gewinnen? Der Sprinter braucht Helfer. Sind wir bereit, unsere Dienste anzubieten, wenn er uns braucht? Wir nicken uns zu, okay, du kannst zu uns kommen. Wir sehen, was wir für dich tun können. Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst. So steht es im Evangelium heute. Den Nächsten lieben, ihm helfen, wollen wir das, können wir das? Wir können es, weil einer uns hilft. An ihn können wir uns immer wenden. Er ist so zu sagen unser oberster Teamchef. Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben und Deinen Nächsten wie dich selbst. Wer ist mein Nächster?

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner 

Bildnachweis:

  • Der Sprinter löst sich vom Feld - KI-generiert
  • Das Examen - KI-generiert