Am 19. März 2023
LESUNG: Psalm 23
Honi soit qui mal y pense. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Das ist der Wahlspruch des englischen Hosenbandordens und Teil des Wappens des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland. Honi soit qui mal y pense. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Das könnte uns in den Sinn kommen, wenn wir eine orthodoxe Kirche betreten. Die sieht innen anders aus als eine katholische.
Zwischen dem Kirchenschiff und dem Altarraum steht eine Wand mit Ikonen. Eine Wand mit Bildern. Die Ikonostase. Warum? Wird hier das Kirchenschiff getrennt vom Altarraum? Wird hier das Kirchenvolk im Kirchenschiff getrennt von den geistlichen Herren im Altarraum? Kein Zutritt für Laien? Kein Zutritt für Frauen? Zum Altar? Zum Allerheiligsten? Honi soit qui mal y pense. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Laien müssen draußen bleiben? Nein. Die Aufgabe der Ikonostase ist eine andere. Sie sagt uns: Gott ist überall in unserer Welt anwesend. Aber wir können ihn zumeist nicht sehen, nicht hören, nicht anfassen, so wie man einen Menschen sieht, hört, anfasst. Gott ist da, aber verborgen, als Geheimnis. Der direkte Blick auf ihn ist uns gleichsam verstellt. Die Ikonostase sagt uns: Gott ist in dieser Kirche anwesend. Aber wir können ihn auch hier nicht einfach sehen, hören, anfassen, so wie man einen Menschen sieht, hört, anfasst. Gott ist da, aber verborgen, als Geheimnis. Der direkte Blick auf ihn ist uns selbst hier in der Kirche gleichsam verstellt. Freilich, die Ikonostase hat Türen. Sie öffnen sich. Wir können hineinsehen ins Allerheiligste. In der Kirche, im Gottesdienst, da öffnet sich die Tür zum Allerheiligsten, zu Gott. Da berühren sich Himmel und Erde. Auf der Ikonostase sind Ikonen angebracht, Bilder von Jesus Christus, von Maria, von den Heiligen. Diese Bilder sind wie Fenster. Durch sie können wir hineinschauen in den Himmel, in die göttliche Wirklichkeit. Eine Ikonostase haben wir hier in unserer Kirche nicht. Es ist ja auch keine orthodoxe Kirche, sondern eine katholische. Trotzdem, eine Wand mit Bildern haben wir schon auch. Also doch, eine Ikonostase, hier vorne beim Altar, die Stellwand mit unseren Erstkommunionkindern. Wenn man sie von fern betrachtet, könnte man auf die Idee kommen: Das sind Ikonen. Da ist immer ein Heiliger abgebildet, eine Heilige, mit einem für sie, für ihn typischen Gegenstand in der Hand, dem Erkennungszeichen. Bei unseren Kommunionkindern ist das ein kleines Schäfchen. Es sagt uns etwas über das Kommunionkind, nämlich: Ich gehöre zum guten Hirten, zu Jesus Christus. Er ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen. Er führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Er passt gut auf mich auf. Er deckt mir den Tisch. Er reicht mir das Brot des Lebens. Er ist das Brot des Lebens für mich, aber nicht für mich allein, sondern für alle, die zu seiner Herde gehören, zur Gemeinschaft der Christen, zur Kirche. Unsere Kommunionkinder, ihre Bilder, Ikonen, sie sind wie Fenster. Durch sie können wir einen Blick werfen hinein in das Allerheiligste. Sie sagen uns: Gott ist da, aber verborgen, als Geheimnis. Hier öffnet sich die Tür zu Gott, zum Himmel. Da berühren sich Himmel und Erde. Jeder Mensch ist Bild Gottes, nach seinem Bild, Gottes Bild, geschaffen, ihm ähnlich. Unsere Kommunionkinder, ihre Vorbereitung auf die Erstkommunion, die Feier ihrer Erstkommunion, das ist für uns alle eine Chance, ein Geschenk. Wir können neu entdecken, wie kostbar das ist. Die Fenster, die Türen, in der Ikonostase, sie öffnen sich für uns alle. Es berühren sich Himmel und Erde.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner