Am 18. Februar 2024
LESUNG: 1 Tim 3,1-7
Anders als in früheren Jahren gibt es dieses Jahr keinen Hirtenbrief des Bischofs zur Fastenzeit. Warum? Weil wir keinen Bischof mehr haben. Bischof Gebhard Fürst ist an seinem 75. Geburtstag zurückgetreten, am 2. Dezember 2023, so wie es das Kirchenrecht verlangt. Seither wird die Diözese von Diözesanadministrator Clemens Stroppel, dem früheren Generalvikar, geleitet, bis der neue Bischof da ist.
Wie kommt er ins Amt? Das Domkapitel sendet eine Liste mit Namen von Kandidaten an den Papst. Der Papst sendet eine Liste mit drei Kandidaten nach Rottenburg. Mindestens einer von den dreien muss Priester der Diözese Rottenburg-Stuttgart sein. Aus der Liste wählt das Domkapitel den neuen Bischof. Der Gewählte stellt sich dem Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg vor. Wenn dieser den Gewählten bestätigt, ernennt ihn der Papst. In einer Messfeier übernimmt der Bischof sein Amt. Er empfängt die Bischofsweihe, wenn er nicht bereits Weihbischof ist oder Bischof einer anderen Diözese oder (Erz-)Bischof im Vatikan. Bischöfe sind die Nachfolger der Apostel. Jesus hat zwölf Männer berufen. Später werden sie Apostel genannt. Der Erste der Zwölf ist Simon, genannt Kephas, Petrus, der Fels. Die Bischöfe haben drei Aufgaben: Sie feiern Gottesdienst, sie verkünden das Evangelium und sie leiten die Kirche. Sie tun das gemeinsam mit dem Bischof von Rom an ihrer Spitze für die ganze Kirche. Jeder einzelne Bischof tut das für seine Diözese. Leiten bedeutet: Der Bischof ist Gesetzgeber, Regierungschef und oberster Richter seines Bistums. Wie soll ein Bischof sein? Welche Eigenschaften soll er haben? In der heutigen Lesung aus dem 1. Brief des Apostels Paulus an seinen Schüler Timotheus, Bischof von Ephesus, werden solche Eigenschaften genannt. Der Brief wurde vermutlich nicht von Paulus selbst geschrieben, sondern von einem Verfasser, der ihm nahestand. Das war damals in der Antike üblich. Jeder wusste das: Wenn man etwas wichtiges zu sagen hat, dann darf man das tun, im Namen einer bedeutenden Person. Zurück zum 1. Timotheusbrief. Da steht das griechische Wort Episkopos, wörtlich übersetzt: der Aufseher. Meist wird übersetzt: der Bischof. In biblischer Zeit war das der Leiter einer großen Stadtgemeinde, der Leitende Pfarrer einer Seelsorgeeinheit, so würden wir heute sagen. Welche Eigenschaften muss er haben, damals? Welche Eigenschaften muss er haben, der Bischof, der Leitende Pfarrer, der Episkopos, heute? Ich möchte Ihnen seine Eigenschaften im 1. Timotheusbrief noch einmal vorlesen. Welche Eigenschaft ist Ihnen am wichtigsten? Nach diesem Gottesdienst lädt der Initiativkreis unserer Seelsorgeeinheit ein zu einem Gespräch. Der ideale Bischof oder Pfarrer ist untadelig, Mann einer einzigen Frau, nüchtern, besonnen, von würdiger Haltung, gastfreundlich, fähig zu lehren, kein Trinker, nicht gewalttätig, rücksichtsvoll, nicht streitsüchtig, nicht geldgierig. Er muss seinem eigenen Haus gut vorstehen, seine Kinder in Gehorsam und allem Anstand erziehen. Wenn einer seinem eigenen Haus nicht vorstehen kann, wie soll der für die Kirche Gottes sorgen? Er darf kein Neubekehrter sein. Er muss auch bei den Außenstehenden einen guten Ruf haben. Welche Eigenschaft ist Ihnen am wichtigsten? Ich wähle die Eigenschaft: rücksichtsvoll. Auf die Menschen zugehen, sie wahrnehmen und ernstnehmen, versuchen, gemeinsam die beste Entscheidung zu treffen. So kann es gehen. Kirche leiten. Kirche in die Zukunft führen.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner