am 20. Dezember 2020
Wenn einer eine Reise tut, dann muss er anschließend in Quarantäne. Zumindest, wenn er sich in einem Risikogebiet aufgehalten hat. Risikogebiet, das ist derzeit praktisch überall. Reisen in eine andere Stadt, gar in ein anderes Land, das ist schwierig, fast unmöglich. Da bleibt nur noch eines: Die Reise nach innen. Die Reise in das Land der eigenen Seele.
Es ist ein weites Land. Seit Wochen habe ich fast keine Abendtermine mehr. Sitzungen, Besprechungen, sie fallen aus oder werden online abhalten. Plötzlich habe ich freie Abende. Was tun? Fernsehen? Ich habe den Rosenkranz neu entdeckt. Das klingt irgendwie altmodisch, fromm, konservativ, ist aber eine feine Sache. Mein Lieblingsrosenkranz ist der freudenreiche. Zusammen mit Maria schauen wir uns Bilder an aus dem Leben von Jesus. Jesus, den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast. Jesus, den du, o Jungfrau, zu Elisabeth getragen hast. Jesus, den du, o Jungfrau, zu Betlehem geboren hast. Es sind wunderschöne Bilder. Bilder der Hoffnung. Bilder des Vertrauens. Heute am 4. Adventssonntag schauen wir uns das erste Bild an: Jesus, den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast. Reisen ist schwierig, fast unmöglich. Das gilt für uns Menschen, nicht aber für einen Engel. Der Engel Gabriel wird von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret gesandt, zu einer Jungfrau. Sie heißt Maria. Der Engel sagt ihr: Du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären … Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden … Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden … Für Gott ist nichts unmöglich. Heiliger Geist. Er weht, wo er will und wie er will. Er schenkt Leben, neues Leben. Heiliger Geist. Frischer Wind. Gott lässt frischen Wind rein in unsere Welt. Sein Sohn, Jesus Christus, er kommt zu uns. Lasst frischen Wind rein 2.0. Das ist unser Jahresthema. 2.0. Das klingt ein bisschen wir Maria 2.0. Gott hat etwas Neues vor mit Maria und auch mit uns. Was genau? Lassen wir uns überraschen. Übrigens, wenn Sie es auch einmal mit dem Rosenkranz versuchen wollen und nicht wissen, wie das geht, nehmen Sie einfach zu Hause ihr Katholisches Gebet- und Gesangbuch „Gotteslob“ zur Hand. Was, Sie haben keines? Dann wird es aber höchste Zeit, sich eines zu besorgen. Vielleicht bringt ja das Christkind ein Gotteslob und legt es Ihnen unter den Weihnachtsbaum. Ein Gotteslob. Aber Vorsicht! Sie brauchen die Ausgabe für die Diözese Rottenburg-Stuttgart, nicht die für das Bistum Augsburg. Also, Sie schlagen Ihr Gotteslob auf bei Nr. 4. Da steht genau, wie das geht: Bilder anschauen aus dem Leben von Jesus zusammen mit Maria, seiner Mutter. Mit den beiden, Jesus und Maria, auf Reisen gehen nach innen in das Land der eigenen Seele. Es ist ein weites Land. Ich wünsche Ihnen eine gute Reise.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner