am 06. Januar 2021

EVANGELIUM: Mt. 2, 1-12

Wir feiern heute das Fest der Erscheinung des Herrn. Heilige drei Könige. Sterndeuter aus dem Osten. Gelehrte. Weise Männer. Astrologen. Magier. Ihnen geht ein Stern auf in ihrer Heimat. Tief im Osten leben sie. Da sehen sie den Stern. Sie machen sich auf den Weg. Es ist weit. Viele Tagereisen. Wir können uns das Bild gut vorstellen: Drei Könige auf ihren Kamelen. Sie reiten. Durch die Wüste. Durchs wilde Kurdistan. Frischer Wind weht ihnen um die Nase. Der Wind in der Wüste ist mit Sand vermischt. Das ist unangenehm und gefährlich. Wenn der Wind zum Sandsturm wird. Deshalb tragen die Könige eine Mund- und Nasenbedeckung. Vorbildlich. Sie besuchen zuerst König Herodes in Jerusalem.

Dann das Jesuskind in Betlehem. Ihm bringen sie Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Am Ende kehren sie heim in ihr Land.   Diese Geschichte erzählt in der Bibel nur einer - der Evangelist Matthäus. Er lässt damit frischen Wind rein in die Gemeinde, in der er lebt. Wer die Christen, für die Matthäus sein Evangelium schreibt? Sie sind einer Versuchung ausgesetzt. Viele religiöse Gruppen kennen diese Versuchung. Manche erliegen ihr. Sie sagen sich: Wir sind jetzt schon so lange beieinander. Wir kennen uns so gut. Wir glauben alle dasselbe. Wir tun dasselbe. Das ist gut so. Dass wir uns gefunden haben, das passt. Wir sind uns selbst genug. Wir schließen die Tür zu und lassen niemanden rein. Vor allem keinen Fremden. Vor Fremden haben wir Angst. Wir kennen die nicht. Sie könnten gefährlich werden für uns. Was die wohl mitbringen? Wir müssten uns umstellen. Wir müssten Neues lernen. Wir würden Althergebrachtes verlieren. Das geht nicht. Wir bleiben unter uns. Lockdown.   Lockdown. Das kennen wir. Unsere Kontakte sind heruntergefahren. Nur im engsten Kreis dürfen wir uns bewegen. Das ist leider notwendig. Wir müssen uns an die Regeln halten. Dabei wird uns bewusst, wie wichtig das: Anderen Menschen begegnen. Nicht nur im engsten Kreis. Sondern darüber hinaus. Hinausgehen. Andere treffen. Neues erfahren. Neues erleben. Das brauchen wir wie das tägliche Brot.   Deshalb erzählt Matthäus diese Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland. Sie kommen vom anderen Ende der Welt. Sie sind ganz anders als wir. Wie die schon aussehen. Mit ihren Kopftüchern. Mit ihren Kronen. Einer von ihnen hat eine dunkle Hautfarbe. Irgendwie seltsam. Sie sind uns fremd. Sie kommen zum Jesuskind. Zum neugeborenen König der Juden. Sie zeigen damit: Jesus ist nicht nur der König für die Juden. Für ein Volk. Nein. Jesus erscheint heute als König und Retter für die ganze Welt. Seine frohe Botschaft gilt allen Menschen. Die Kirche ist katholisch. Wörtlich übersetzt: Allgemein. Weltweit. Für alle. Christlicher Glaube ist seinem Wesen nach global. Heiliger Geist. Frischer Wind. Er weht, wo er will. Überall. Weltweit. Alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt.   Heute würden eigentlich die Sternsinger in die Häuser gehen und den Segen bringen für das neue Jahr. Frischen Wind. Das geht leider nicht. Trotzdem: Corona kann die heiligen drei Könige nicht ausbremsen. Ihre Botschaft gilt auch heute. Jesus ist geboren. Nicht nur für uns, sondern für alle Menschen. Lasst frischen Wind rein!

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner