am 24. Januar 2021
EVANGELIUM: Mt. 2, 1-12
Taizé ist ein kleines Dorf in Frankreich, in Burgund. Dort gründete in den 1940-er-Jahren der junge evangelische Geistliche Roger Schutz eine ökumenische Gemeinschaft. Die Brüder suchen die Begegnung mit Gott und mit den Menschen. Sie empfangen Gäste. Vor allem junge Leute reisen nach Taizé. Meist für eine Woche. Sie kommen aus der ganzen Welt. Sie suchen die Gemeinschaft mit Gott und mit den anderen Menschen. Sie beten miteinander.
Sie sprechen miteinander. Sie arbeiten miteinander. Einer von ihnen ist Werner. Er ist 18 Jahre alt. Er trägt Turnschuhe, eine blaue Latzhose, ein T-Shirt, einen Rucksack. Die jungen Leute leben in Taizé in einfachen Häusern in Mehrbettzimmern wie in einer Jugendherberge. Es ist früh am Morgen. Alle schlafen noch. Werner ist schon wach. Er liegt in seinem Schlafsack und liest in einem Buch. Gefragt, was er da liest, antwortet er: Ich lese in meiner Bibel. Jesus ist mein Freund. Ich möchte ihn immer besser kennenlernen. Deshalb lese ich in jeder freien Minute in meiner Bibel. Das sagt er ganz ruhig. Doch da ist ein Leuchten in seinen Augen. Er erzählt weiter: Ich mache gerade eine Lehre als Gärtner. Die will ich abschließen. Dann will ich das Abitur nachholen, Theologie studieren und Priester werden. Jesus ist mein Freund. Ich möchte ihn besser kennenlernen. Da ist etwas geschehen. Das, wovon das Evangelium heute erzählt. Jesus sucht sich Freunde. Sie heißen Simon, Andreas, Jakobus, Johannes. Sie sind Fischer. Jesus sagt zu ihnen: Kommt her, mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sogleich lassen sie ihre Netze liegen und folgen ihm nach. Jesus sucht Freunde. Mit ihnen will er das tun, was sein Herzensanliegen ist. Er nennt es Reich Gottes. Himmelreich. Gott will, dass alle Menschen gut leben können. Dieses neue Leben beginnt jetzt. Da, wo Jesus am Werk ist. Da, wo seine Freunde am Werk sind und seine Freundinnen. Kranke werden gesund. Hungernde bekommen zu essen. Einsame erleben Gemeinschaft. Schuld wird vergeben. Das neue Leben beginnt. Jesus sucht Freunde und Freundinnen. Auch heute hier bei uns. Mit uns will er das tun, was sein Herzensanliegen ist: Reich Gottes. Himmelreich. Gutes Leben für alle. Dafür braucht er Gleichgesinnte. Sie haben unterschiedliche Eigenschaften und Fähigkeiten. Sie sind Fischer, Gärtner, IT-Spezialisten, Ärztinnen. Sie unterrichten Kinder. Sie leiten einen Betrieb oder eine Behörde. Sie stehen hinter der Ladentheke und verkaufen Brot. Sie pflegen Kranke. Sie sorgen für die eigene Familie. Sie schauen nach den Menschen in ihrer Nachbarschaft. Ganz selbstverständlich. Unauffällig. Aber zuverlässig. Jede und jeder kann etwas. Alle werden gebraucht. Aus Fischern werden Menschenfischer. Fischer wissen, wie man Netze knüpft und auswirft. Netzwerke. Menschenfischer wissen, wie man Menschen miteinander verbindet. Wie man Netzwerke knüpft und pflegt. Jesus hat damit angefangen. Er macht aus Fischern Menschenfischer. Freundinnen und Freunde. Jesus ist mein Freund. Ich will ihn besser kennenlernen.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner