Am 9. Mai 2021
EVANGELIUM: Joh 15, 9-17
Heute am zweiten Sonntag im Mai ist Muttertag. Der Muttertag ist zwar kein kirchlicher Feiertag, trotzdem hat er seinen Platz in der Kirche. Vor allem aber haben die Mütter hier ihren Platz. Ihnen gratulieren wir und danken ihnen für alles, was sie uns Gutes tun. Ein Mitbruder von mir, langjähriger Pfarrer, erzählte mir: An seinem 50. Geburtstag fuhr er zuerst zu seiner Mutter. Er dankte ihr dafür, dass sie ihm das Leben und den Glauben geschenkt hat.
Das gilt auch für uns. Wir verdanken unserer Mutter das Leben und viele von uns den Glauben. Das gilt auch für Jesus und seine Mutter Maria. Sie ist gleichsam das Urbild der Mutter und der Mütterlichkeit schlechthin. Seit beinahe 2000 Jahren schauen Frauen auf sie und nehmen sie sich zum Vorbild. Doch nicht nur die Frauen sollten das tun, sondern auch die Männer. Wie das? C. G. Jung, analytischer Psychologe, sagt: In der Seele jedes Mannes gibt es auch weibliche Anteile, die Anima, oft verdrängt. In der Seele jeder Frau finden sich männliche Anteile, Animus genannt, oft verdrängt. Aufgabe jeder Frau ist es, ihre männlichen Seelenanteile bewusst wahrzunehmen und sie in ihr Selbst zu integrieren. Aufgabe jedes Mannes ist es, seine weiblichen Anteile bewusst wahrzunehmen und sie in sein Selbst zu integrieren. Einem Mann ist das perfekt gelungen: Jesus Christus. So wie er uns in den Evangelien begegnet. Sagt C. G. Jung. Wie Jesus auf Menschen zugeht, wie er sich von ihnen berühren lässt und wie er sie berührt, wie er Kranke wahrnimmt und heilt, wie er Schuld verzeiht und nicht verurteilt, das sind mütterliche Eigenschaften. Genauso begegnet eine Mutter ihrem Kind, mit Verständnis, mit Barmherzigkeit, mit Liebe. Diese wenn wir so wollen weiblichen Eigenschaften sind nicht für Frauen reserviert. Auch Männer haben sie in ihrer Seele, bisweilen unbewusst, verdrängt. Männer dürfen diese ihre Anima bewusst wahrnehmen und aktivieren. So wird der heutige Muttertag auch ein bisschen zum Vatertag. Heute am Muttertag schauen wir auf Gott. Er steht zu uns wie ein Vater und wie eine Mutter zu ihren Kindern.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner