Am 31. Oktober 2021
TEXT: LUMEN GENTIUM
Wir glauben an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. So sprechen wir im Großen Glaubensbekenntnis. Dieses Credo wurde in den ersten beiden Konzilien der Kirche formuliert, im Jahr 325 in Nicäa und im Jahr 381 in Konstantinopel. Dieses Glaubensbekenntnis ist allen Christen gemeinsam. Wir glauben: Die Kirche hat vier Kennzeichen. Sie ist eine, sie ist heilig, sie ist katholisch und sie ist apostolisch. Die Kirche ist eine. Stimmt das? Nein.
Die Kirche ist aufgespalten in Konfessionen. Die drei wichtigsten sind: die katholische, die evangelische und die orthodoxe Konfession. Was unterscheidet sie? Katholische und orthodoxe Kirche kennen sieben Sakramente: Taufe, Firmung, Eucharistie, Beichte, Ehe, Weihesakrament und Krankensalbung. Evangelische Christen kennen zwei Sakramente: Taufe und Abendmahl. Die katholische und die orthodoxe Kirche verehren die Heiligen. Wir bitten sie um ihre Hilfe für uns bei Gott. Für die evangelische Kirche sind Heilige Vorbilder christlichen Lebens. In der evangelischen Kirche gibt es Pfarrerinnen und Bischöfinnen, bei uns und bei den Orthodoxen nicht. Welche Stellung hat der Papst für die ganze Kirche? Da gehen die Meinungen auseinander. Die Kirchen der drei großen Konfessionen sind voneinander getrennte Organisationen. Eine Kirche? Fehlanzeige. Doch es gibt vieles, was alle Christen miteinander verbindet. Wir glauben an den dreifaltigen Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Die Bibel ist für uns alle das wichtigste Buch unseres Glaubens, das maßgebliche Buch. Viele Gebete und Gesänge sind uns gemeinsam: das Vaterunser, das Halleluja, das Kyrie eleison. Jesus hat für die Einheit seiner Jünger gebetet. So erzählt es das Johannesevangelium. Alle sollen eins sein, damit die Welt zum Glauben kommt. Wenn die Christen geeint sind, miteinander verbunden, dann überzeugt das die Menschen. Wenn die Christen getrennt sind, möglicherweise sogar zerstritten, dann wenden sich die Menschen von der Kirche und von ihrer Botschaft ab. Deshalb pflegen wir die Ökumene. Wir versuchen, alles zu tun, damit die Christen und die Kirchen zusammenfinden. Wir betonen das Verbindende, nicht das Trennende. Seit Jahrzehnten gehen wir den Weg der Ökumene. Im Zweiten Vatikanischen Konzil spricht die katholische Kirche mit großer Wertschätzung über die anderen Konfessionen. Die Taufe der anderen Konfession wird anerkannt. Die kirchliche Trauung eines konfessionsverbindenden Paares ist kein Problem mehr. Wir lernen voneinander. Von den Protestanten lernen wir, wie wichtig die Predigt ist. Das Wort Gottes wird ausgelegt. Eine Verbindung wird hergestellt zwischen dem Wort Gottes und unserem Leben. Von den Ostkirchen lernen wir, wie kostbar der Gottesdienst ist, die feierliche Liturgie, der Weihrauch, die Ikonen. Da öffnet sich ein Fenster zum Himmel. In vielen Bereichen arbeiten die Kirchen eng zusammen. Auch hier in Böfingen und Jungingen. Dafür sind wir dankbar. Wir sind auf einem guten Weg. Jesus hat für die Einheit seiner Jünger gebetet. Alle sollen eins sein, damit die Welt zum Glauben kommt.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner