Am 11. Dezember 2022

zela2022 sw

LESUNG: JESAIA 29, 17-24

Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben. Das ist unser neues Jahresthema. Zukunft und Hoffnung? Haben wir das in dieser Zeit? In dieser Welt? In Oberkirchberg wurden zwei Mädchen Opfer einer Gewalttat. Wir denken an sie. Wir beten für sie und für ihre Familien und für alle Beteiligten. Wir sind beunruhigt. Sind unsere Kinder noch sicher auf ihrem Schulweg?

Wir sind uns bewusst: Wir dürfen Geflüchtete nicht generell unter Verdacht stellen. Das wäre ungerecht. Viele von ihnen haben selbst Gewalt erlitten, in ihrer Heimat oder auf der Flucht. Zukunft und Hoffnung? Haben wir das in diesen Zeiten? Der Krieg in der Ukraine geht weiter. Menschen leiden. Auch an uns geht das nicht spurlos vorbei. Doch es gibt auch positive Zeichen. Vor einer Woche haben wir hier einen wunderbaren Christkindlesmarkt abgehalten. Endlich wieder nach zwei Jahren Corona-Pause. Alle waren mit Feuereifer bei der Sache. Wir haben die Erfahrung von Gemeinschaft genossen. Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben. Das sagt Gott seinem Volk Israel vor mehr als 2500 Jahren. Viele Israeliten damals haben keine Hoffnung mehr. Sie sind gefangen in Babylon, in der Fremde. Jerusalem ist zerstört, der Tempel niedergebrannt. Die Feinde haben gesiegt. Wirklich? - Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben. Ds sagt Gott seinem Volk damals und heute, Können wir ihm vertrauen? Am 1. Advent hat das neue Kirchenjahr begonnen. In diesem Jahr sind die Evangelien, die wir an Sonntagen und an Feiertagen hören, meist aus dem Matthäusevangelium entnommen. Jeder der vier Evangelisten hat seine eigene Sicht auf Jesus. Für Matthäus ist Jesus der Messias des Volkes Israel. Was im Alten Testament vorausgesagt wurde, das geht jetzt in Erfüllung. Im Alten Testament, beim Propheten Jesaja, da steht: Blinde sehen wieder, und Lahme gehen; Aussätzige werden rein, und Taube hören; Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium verkündet. Was hier vorausgesagt wurde, das geht jetzt in Erfüllung, in Jesus. Matthäus schreibt sein Evangelium für Christen, die aus dem Volk Israel kommen. Sie kennen sich aus in den Überlieferungen der jüdischen Religion. Sie kennen die Geschichte des Volkes Israel. Wie oft war das Gottesvolk in Not, bedrängt von seinen Feinden. Wie oft hat Gott sein Volk gerettet. Er hat es befreit aus der Sklaverei in Ägypten. Er hat sein Volk in das Gelobte Land geführt. Er hat sein Volk befreit aus der Gefangenschaft in Babylon. Matthäus schreibt sein Evangelium um das Jahr 80 nach Christi Geburt. Zehn Jahre zuvor hatten die Römer Jerusalem zerstört. Viele waren ums Leben gekommen. Viele mussten aus ihrer Heimat fliehen, auch die Christen, für die Matthäus schreibt. Sie sind jetzt im Nachbarland, in Syrien, als Fremde unter Fremden. Sie erleben: Hier in Syrien leben Christen, die nicht wie wir aus dem Volk Israel stammen. Sie sind anders als wir. Aber sie glauben an Jesus Christus. Sie sind getauft. Gott hat sie in sein Volk berufen, in seine Kirche, so wie uns. Wir gehören zusammen. Menschen unterschiedlicher Herkunft, Sprache und Kultur. Ich will euch Zukunft und Hoffnung gegen. Das sagt Gott seinem Volk, damals und heute.

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner