Am 24. Dezember 2022

zela2022 sw

EVANGELIUM: Lk 2,1-2,20

Vermutlich haben Sie eine bei sich zu Hause aufgestellt, unter dem Christbaum. Sie steht auch hier in der Kirche. Auf öffentlichen Plätzen und an vielen anderen Orten ist sie zu sehen, die Weihnachtskrippe. Wir sehen das Jesuskind, neugeboren, in eine Futterkrippe gelegt. Maria und Josef, Ochs und Esel. Die Hirten kommen zu Besuch, die Engel, am 6. Januar noch die heiligen drei Könige.

Über allem schwebt ein hell leuchtender Stern. Hier in der Kirche in Böfingen kommen noch weitere Gäste zu Besuch, paarweise, immer ein Mann und eine Frau. Sie tragen Tracht. Sie kommen aus Ostpreußen und aus Pommern, aus Schlesien, aus dem Sudetenland, aus dem Banat und aus Ungarn. Als Folge des Zweiten Weltkriegs wurden sie aus ihrer Heimat vertrieben. In Böfingen, neu gebaut, fanden sie eine neue Heimat. In der Böfinger Krippe kommen sie zum Jesuskind. Sie wissen es und sie sagen es uns: Unsere eigentliche Heimat, die finden wir bei diesem Kind. Die Weihnachtskrippe gehört zu Weihnachten. War das schon immer so? Wer hat eigentlich die Weihnachtskrippe erfunden? Es war vermutlich der heilige Franz von Assisi. Vor 799 Jahren, im Jahr 1223, an Weihnachten, in der Stadt Greccio in Italien, da hat Franziskus zum ersten Mal eine Weihnachtskrippe gestaltet, in einer Felsenhöhle, am Berghang gelegen, hoch über der Stadt. Eigentlich war es eher ein Krippenspiel mit echten Menschen und Tieren, eine lebendige Weihnachtskrippe. Die Gläubigen konnten zum Jesuskind kommen. Sie konnten es sehen und erleben: Jesus ist geboren, für uns, für mich. Jesus, neugeboren, wird in eine Futterkrippe gelegt, weil in der Herberge kein Platz für ihn ist. Schon ganz am Anfang seines Lebens ist Jesus bei den Armen, bei den einfachen Leuten. Hirten, nicht Könige, besuchen ihn als erste. In Jesus wendet sich Gott den Menschen zu, die an den Rand gedrängt sind: den Armen und den Kranken, den Ausländern, den Frauen. Er ist der Heiland der Kranken, der Freund der Zöllner und der Sünder. Das sagt uns der Evangelist Lukas heute. Jesus ist geboren, für uns, für mich. „Und wäre Christus tausendmal in Betlehem geboren, doch nicht in dir, du gingest ewiglich verloren.“ Das sagt der Mystiker Angelus Silesius. „Immer mit Jesus verbunden sein, das ist mein Lebensprogramm.“ Das sagt ein Seliger unserer Tage, 15 Jahre alt. Er hat seine Sommerferien oft in Assisi verbracht. Seine Eltern hatten dort ein Ferienhaus. Er hat den heiligen Franziskus sehr verehrt. Er wollte leben wie er, ganz einfach, ohne Luxus. Den eigenen Besitz mit anderen teilen, vor allem mit den Armen. Als er schwer krank wird, als er weiß, dass er bald sterben würde, da wünscht er sich, in Assisi begraben zu werden. Dort findet er seine letzte Ruhestätte, in der Kirche Santa Maria Maggiore. Das ist der Ort, an dem Franziskus auf seinen ganzen Besitz verzichtet hatte. Dort hatte er sogar seine Kleider ausgezogen und seinem Vater zurückgegeben. Von jetzt an wollte er nur noch für Jesus leben und für sein Evangelium. Franziskus, der Arme, der Poverello. Menschen, die ihm damals begegneten, sie meinten, Jesus selbst zu begegnen. „Und wäre Christus tausendmal in Betlehem geboren, doch nicht in dir, du gingest ewiglich verloren.“ „Immer mit Jesus verbunden sein, das ist mein Lebensprogramm.“

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner