Am 05. März 2023

LESUNG: Gen 12, 1-4

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. So beten wir Christen im Vaterunser. Geheiligt werde dein Name. Das ist die erste Bitte des Vaterunsers. Geheiligt werde dein Name. Was ist damit gemeint? Wir stellen fest: Bisweilen wird der Name Gottes nicht geheiligt. Im Gegenteil. Einer regt sich furchtbar auf über etwas, über einen anderen, am schlimmsten: über sich selbst. Er läuft rot an im Gesicht und brüllt lautstark in den Raum: Himmel. Herrgott. Sakrament. Der Name Gottes wird hier nicht geheiligt. Ganz im Gegenteil. Der Name Gottes wird in einen unheiligen Zusammenhang gestellt, beschädigt, verunehrt durch einen Fluch.

Wir nehmen uns vor: So etwas machen wir nicht. Wir fluchen nicht. Wir wollen den Namen Gottes nicht verunehren, sondern heiligen, nur mit Ehrfurcht von ihm sprechen. Das ist ehrenwert. Aber das ist nicht gemeint, wenn wir beten: Geheiligt werde dein Name. Was ist aber dann gemeint in der ersten Bitte des Vaterunsers? Geheiligt werde dein Name. Das heißt nicht: Wir sollen den Namen Gottes heiligen. Geheiligt werde dein Name. Das bedeutet: Gott, unser Vater im Himmel, heilige du deinen Namen. Wie geht das? Gott heiligt seinen Namen? Die Antwort finden wir im Alten Testament, beim Propheten Ezechiel im 36. Kapitel. Das Volk Israel ist im Exil, zerstreut in alle Winde, schwach, übermächtigen Feinden ausgeliefert. So darf das nicht bleiben, denkt sich Gott. Wenn es seinem Volk schlecht geht, dann fällt das auf ihn zurück, auf seinen guten Namen. Der wird dadurch beschädigt. Was ist das für ein Gott, der sein Volk derart verkommen lässt? So mögen die anderen Völker denken. Gott beschließt, etwas dagegen zu tun. Er heiligt seinen Namen, indem er sein Volk, das zerstreut ist, sammelt, zur Einheit führt. Gott, sammle dein Volk, das zerstreut ist, so wie ein Hirt seine Herde sammelt, die zerstreut ist und heilige so deinen Namen. Alle Völker, alle Welt soll es erkennen: Gott führt sein Volk zusammen. Er stiftet Einheit. Er stärkt sein Volk. Er ist ein starker Gott. Er hat einen guten Namen, den besten Namen. Gott, sammle dein Volk, führe es zur Einheit zusammen und heilige so deinen Namen. Diese Bitte sprechen Christen aus, damals in biblischer Zeit und auch wir heute. Das Volk Gottes heute, die Kirche, ist noch nicht geeint. Wir haben zwar viel erreicht in der Ökumene in den vergangenen Jahrzehnten. Doch die Einheit ist noch nicht vollendet. Wir sind noch auf dem Weg. Dankbar sind wir für die Stationen, die wir schon erreicht haben. Wir feiern gemeinsam Gottesdienste. Heute am 2. Fastensonntag. Am Sonntag vor den Sommerferien zusammen mit der Lebenshilfe. Im Herbst zur Einschulung der Erstklässler. Wir arbeiten in vielen Bereichen zusammen. In Jungingen ist es die ökumenische Gemeindebücherei. Seit 50 Jahren besteht sie. Ein Projekt der beiden Kirchengemeinden. Im Sommer, am Sonntag, 25. Juni, wollen wir das Jubiläum groß feiern mit einem Fest, mit einem ökumenischen Gottesdienst. Der Arbeitskreis Ökumene hat sich nach Corona neu gebildet, geleitet von einer Doppelspitze: Frau Kohn von der evangelischen Gemeinde, Frau Klump von der katholischen Gemeinde. Wir wollen beim Herbstfest der Junginger Vereine mitmachen mit einem gemeinsamen Stand. Die beiden Kirchengemeinderäte wollen sich wieder treffen zu einer Agapefeier. Ein gemeinsamer Abend. Wir beginnen mit einer Andacht. Es gibt einen kleinen Imbiss. Wir sprechen miteinander. Lernen uns besser kennen. Wir beschließen den Abend mit einem Segensgebet. In Böfingen hat sich der Arbeitskreis Ökumene auch in Corona-Zeiten getroffen. Gottesdienst feiern wir gemeinsam zu Neujahr, zur ökumenischen Woche, im Sommer am Schlössle, im Herbst zur Einschulung der Erstklässler und zum Böfinger Bigband Biergarten. Wir sind dankbar für diese Stationen der Ökumene, die wir erreicht haben. Doch am Ziel sind wir noch nicht. So beten wir: Gott, unser Vater im Himmel, sammle dein Volk, führe es zur Einheit zusammen und hilf uns, das unsere dazu beizutragen, damit dein guter Name groß ist in dieser Welt. Geheiligt werde dein Name. Gott, sammle dein Volk, führe es zur Einheit zusammen und heilige so deinen Namen. Die katholische Kirche in Deutschland geht auf dem Synodalen Weg in die Zielgerade. In dieser Woche ist die Abschlussveranstaltung in Frankfurt. Unsere Kirche, wir, haben ja in der Vergangenheit nicht alles dafür getan, dass Gott einen guten Namen hat in dieser Gesellschaft, in dieser Welt. Darum gehen wir den Synodalen Weg. Wie geht es weiter mit der Kirche, mit dem christlichen Glauben, mit dem Evangelium in unserer Welt? Darüber reden wir und wir beten: Gott, sammle dein Volk, führe es zur Einheit zusammen und heilige so deinen Namen. Gott heiligt seinen Namen. Doch bisweilen heiligt er auch den Namen von Menschen. Er gibt ihnen einen guten Namen. Einer dieser Menschen ist Abraham. Er begegnet uns in der Lesung, die wir gehört haben. Abraham vertraut auf Gott, nicht auf sich selbst. Im Vertrauen auf Gottes Zusage verlässt er seine Heimat, obwohl er nicht weiß, was ihn in der Fremde erwartet. Gott verspricht ihm etwas, er sagt zu ihm: „Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein.“ Abraham. Jeder kennt diesen Namen. Es ist ein guter Name. Ein großer Name. Abraham. Er gilt als Stammvater der drei großen monotheistischen Religionen: Judentum, Christentum, Islam. Juden, Christen, Muslime, sie glauben an den einen Gott, freilich in der je eigenen Weise, in der je eigenen Religionsgemeinschaft. Getrennte Religionen. Volk Gottes zerstreut und doch vereint durch den Glauben an den einen Gott und durch die Person, die am Anfang steht, die Person mit dem Namen, den alle kennen und schätzen: Abraham. Gott sammelt sein Volk. Er führt es zur Einheit zusammen. So heiligt er seinen Namen, seinen guten Namen vor aller Welt. Gemeinsam beten wir: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner