Am 29. Mai 2025

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Wir feiern Christi Himmelfahrt. Wie war das damals, in Jerusalem, im Heiligen Land? Drei Tage, nachdem Jesus gestorben war, erzählen die Jünger: Wir haben den Herrn gesehen. Er lebt. Gott hat ihn auferweckt von den Toten. Viele von uns haben ihn gesehen. Jesus erscheint seinen Jüngern 40 Tage lang. Dann hören diese Erscheinungen auf. Die Jünger sind sicher: Jesus ist heimgekehrt zu seinem Vater im Himmel. Christi Himmelfahrt, was bedeutet das? Was folgt daraus? Ulrich Zwingli, Reformator in Zürich, Zeitgenosse von Martin Luther im 16. Jahrhundert, er sagt: Jesus Christus ist im Himmel, bei Gott, seinem Vater. Also ist er nicht hier bei uns auf Erden. Wenn wir Abendmahl feiern, dann ist auf dem Altar nur Brot und Wein, nicht Leib und Blut von Jesus Christus. Denn der ist ja im Himmel, nicht hier bei uns in den Gaben auf dem Altar. Johannes Calvin, Reformator in Genf, ebenfalls Zeitgenosse von Martin Luther im 16. Jahrhundert, er sagt: Wenn wir Abendmahl feiern, dann entsteht eine Verbindung zwischen uns hier auf der Erde und Jesus im Himmel. Wir sind mit ihm verbunden. Das bewirkt der Heilige Geist. Vielleicht ist das so, wie wenn ich mit einem Freund in Amerika telefoniere. Er ist in USA. Ich bin hier. Trotzdem sind wir miteinander verbunden. Wir hören einander. Wir sprechen miteinander. Wenn wir digitale Technik einsetzen, sehen wir einander am Bildschirm. Wir sind nicht am gleichen Ort und doch miteinander verbunden. Martin Luther sagt: Wenn wir Abendmahl feiern, dann ist Jesus Christus hier bei uns, präsent in den Gaben von Brot und Wein, solange die Feier dauert. Wenn sie zu Ende ist, dann endet die Gegenwart von Jesus Dann sind nur noch Brot und Wein auf dem Altar. Die katholische Kirche sagt im Konzil von Trient im 16. Jahrhundert: Wenn wir Eucharistie feiern, verwandelt Jesus Christus die Gaben von Brot und Wein in seinen Leib und in sein Blut. Er ist gegenwärtig, real präsent. Diese Realpräsenz bleibt. Jesus bleibt gegenwärtig in den Gestalten von Brot und Wein, auch wenn die Feier der Messe endet. Deshalb bringen wir die Hostien, die übrigbleiben, in den Tabernakel. Dort ist und bleibt Jesus Christus gegenwärtig. Das ewige Licht erinnert uns daran. Wir feiern Christi Himmelfahrt. Jesus ist bei seinem Vater, droben im Himmel. Was folgt daraus? Manche sagen: Die Kirche soll sich aus der Politik heraushalten. Sie soll nicht zu allem, was die Politik tut, etwas sagen. Die Kirche soll sich lieber um das Seelenheil der Menschen kümmern. Ihre Aufgabe ist die Seelsorge, nicht die Tagespolitik. Darf und soll die Kirche sich einmischen in die Politik? Wir können umgekehrt fragen: Darf die Kirche entscheiden, dass sie sich nicht einmischt und einfach zuschaut? Genau das wirft man der Kirche bis heute vor, dass sie geschwiegen hat, als die Nationalsozialisten regiert haben, als sie die Juden ermordet haben, als sie den Zweiten Weltkrieg begonnen haben. Nur Einzelne haben Widerstand geleistet, der Jesuit Alfred Delp, der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer. Sie haben dafür mit ihrem Leben bezahlt. Der Bischof von Münster, August Graf von Galen, er hat lautstark protestiert in Predigten, als die Nazis angefangen haben, Menschen mit Behinderung zu ermorden. Euthanasie, zu Deutsch „guter Tod“, so nannten die Nazis ihre Mordaktion. Sie stellten die Aktion ein, als der Bischof protestierte. Bischof von Galen hat so unzähligen Menschen das Leben gerettet. Bischof Joannes Baptista Sproll in Rottenburg hat ebenfalls in Predigten die Nazis kritisiert. Dafür wurde er aus seiner Diözese vertrieben, verbannt. Er musste im Exil leben, in Bayern. Erst nach dem Krieg konnte er nach Rottenburg zurückkehren. Kurze Zeit später starb er an den Folgen einer schweren Krankheit. Der Theologe Johann Baptist Metz sagt: Die Kirche ist immer politisch, auch wenn sie sich nicht aktiv einmischt in die Politik und nur passiv zuschaut. Dann akzeptiert sie stillschweigend, was die Politik tut. Besser ist es, wenn sie aktiv in die Politik eingreift, dort, wo es nötig ist. Christus, er sitzt zu Gottes rechter Hand, herrscht über Himmel und alle Land. So haben wir vor dem Evangelium gesungen. Christus herrscht nicht nur im Himmel, sondern über alle Land. Wir feiern Christi Himmelfahrt. Was bedeutet das für uns? Jesus Christus ist heimgekehrt zu Gott, seinem Vater im Himmel, und doch ist mit uns verbunden, durch den Heiligen Geist. Heiliger Geist, den feiern wir demnächst, in neun Tagen, an Pfingsten.

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner 

Vers zu Christi Himmelfahrt

Zum Himmel aufgefahren ist heute Jesus Christ.
Wir wollen ihn lobpreisen, der unsre Hoffnung ist.

 Text des Kehrverses: Markus 1, 15
Musik: Jacques Berthier GL Nr. 386

Bildnachweis:

  • Dietrich Bonhöfer - WIKIPEDIA - CC BY-SA 3.0
  • Johann Babtist Metz - WIKIPEDIA - CC BY-SA 3.0
  • Bischof Babtist Sproll - WIKIPEDIA - C BY-SA 3.0
  • Alfred Delp SJ - WIKIPEDIA - CC BY-SA 3.0