Am 09. April 2023

erstkommunion sw

EVANGELIUM: Joh 20, 1-9

Wir wollen gut leben. Was tun wir dafür? Wir halten uns an die Regeln: Du sollst nicht töten. Du sollst nicht die Ehe brechen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht lügen. Ehre deinen Vater und deine Mutter. Wir eignen uns Grundhaltungen an, gute Einstellungen, die unser Verhalten positiv bestimmen, Tugenden. Klingt altmodisch, ist aber aktuell. Wir kennen vier Kardinaltugenden. Das Wort Kardinaltugend kommt vom lateinischen Cardo, zu Deutsch: die Türangel, der Dreh- und Angelpunkt.

Die vier Kardinaltugenden öffnen uns die Tür zum Leben. Sie heißen: Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und das rechte Maß. Heute am Ostersonntag spreche ich über die zweite Kardinaltugend: die Gerechtigkeit. Was ist Gerechtigkeit? Gerechtigkeit ist die Tugend, die jedem das Seine zuordnet. Justitia est virtus quae suum cuique distribuit. Sagen uns die Philosophen. Jedem das Seine. Suum cuique. Jeder bekommt, was er verdient. Wer viel leistet, bekommt viel. Wer wenig leistet, bekommt wenig. Wer gar nichts leistet, bekommt nichts. So einfach ist das. So einfach? Ist Gott eigentlich gerecht? Er erweckt seinen Sohn, Jesus, von den Toten. Ist das gerecht? Aber sicher. Jesus hat es sich verdient. Das neue Leben. Dass er nicht im Tod bleiben muss. Dass er auferweckt wird. Er hat alles geleistet, was ein Mensch nur leisten kann. Er hat immer gefragt: Was will Gott von mir? Er hat es erkannt und er hat es getan. Er ist seinen Weg gegangen. Gottes Weg. Tapfer. Bis zur letzten Konsequenz. Bis zum Tod am Kreuz. Gott sieht das, was Jesus geleistet hat. Viel. Unendlich viel. Alles. Gott gibt Jesus, was ihm zusteht: Auferweckung aus dem Tod. Neues Leben. Auferweckung aus dem Tod. Neues Leben. Ewiges Leben bei Gott im Himmel. Steht uns das auch zu? Haben wir das auch verdient, weil wir so viel geleistet haben, in unserem Leben auf dieser Erde? Weil wir auf Gott gehört haben und immer getan haben, was er von uns will? Paulus würde sagen: Eher nicht. Alle Menschen, außer Jesus, sind Sünder. Keiner von uns hat den Himmel verdient aufgrund der eigenen guten Werke. Das sieht erst mal nicht gut aus für uns. Trotzdem verzagen wir nicht. Wir haben Hoffnung und Zukunft. Gott sei Dank. Denn er, Gott, gibt uns neues Leben. Auferweckung aus dem Tod. Neues Leben. Ewiges Leben im Himmel. Nicht weil wir es verdient haben, sondern weil er es uns schenkt. Jesus hat stellvertretend für uns alles geleistet, was zu leisten ist. Zu ihm gehören wir durch den Glauben. Er schenkt uns sein Leben, nicht wegen unserer Werke, sondern allein aus Gnade. Sagt Paulus. Gott gibt uns neues, ewiges Leben, obwohl wir es nicht verdient haben. Er schenkt es uns. Das ist Gerechtigkeit bei Gott. Nicht: Jeder bekommt, was er verdient hat. Sondern: Jeder bekommt, was er braucht. Das ist biblische Gerechtigkeit. Das ist wie im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg: Die einen haben den ganzen langen Tag gearbeitet, die anderen nur eine Stunde. Alle bekommen den gleichen Lohn. Ist das ungerecht? Wir wollen gut leben. Wir halten uns an die Regeln und an die vier Kardinaltugenden. Drei haben wir schon abgearbeitet. Heute die Gerechtigkeit, am Karfreitag die Tapferkeit, am Gründonnerstag das rechte Maß. Eine bleibt uns noch. Kurz nachdenken. Genau - die Klugheit. Von ihr rede ich morgen, am Ostermontag.

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner