Am 10. April 2023

erstkommunion sw

EVANGELIUM: Lk 24, 13-35

Wir wollen gut leben. Was tun wir dafür? Wir halten uns an die Regeln: Du sollst nicht töten. Du sollst nicht die Ehe brechen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht lügen. Ehre deinen Vater und deine Mutter. Wir eignen uns Grundhaltungen an. Gute Einstellungen, die unser Verhalten positiv bestimmen. Tugenden. Klingt altmodisch, ist aber aktuell. Wir kennen vier Kardinaltugenden. Das Wort Kardinaltugend kommt vom lateinischen Cardo, zu Deutsch: die Türangel, der Dreh- und Angelpunkt.

Die vier Kardinaltugenden öffnen uns die Tür zum Leben. Sie heißen: Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und das rechte Maß. Heute am Ostermontag spreche ich über die erste Kardinaltugend: die Klugheit. Zwei Jünger gehen am ersten Tag der Woche, am Sonntag, von Jerusalem heim in ihr Dorf Emmaus. Sie sind traurig. Sie sind traumatisiert. Ihr Meister, ihr Freund, Jesus, er wurde brutal ermordet. Am Kreuz war er gestorben. Alles hatten sie von ihm erhofft. Jetzt war er tot. Was können sie jetzt noch tun? Alles erscheint ihnen sinnlos. Wohin mit ihrer Trauer? Was tun? Sie bleiben nicht in Jerusalem, am Ort des Schreckens. Sie gehen weg, heim. Das ist klug: heim gehen. Wenn es uns schlecht geht, gehen wir nach Hause. Da sind wir geborgen, geschützt. Da schöpfen wir neue Kraft. Die Jünger gehen zusammen. Wer geht, dem geht es besser. Sie reden miteinander, über das, was geschehen ist, über das, was sie erlitten haben, über das, was sie nicht verstehen. Gehen und miteinander reden. Das ist klug. Im Gehen und im Reden klären sich die Gedanken, die Gefühle. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Einer trage des Anderen Last. Ein Dritter kommt hinzu. Er geht mit ihnen. Er hört ihnen zu. Er redet mit ihnen. Sie lassen es zu. Sie weisen ihn nicht ab, diesen Fremden. Sie sagen ihm nicht: Lass uns doch in Ruhe! Du kannst uns eh nicht helfen. Keiner kann uns helfen. Nein. Sie lassen ihn herein in ihr Leben, in ihre Trauer, in ihre Dunkelheit. Das ist klug. Denn ihr Begleiter hört ihnen zu und er erklärt ihnen, was geschehen ist, warum es geschehen ist. Das können wir auch, wenn es uns schlecht geht. Einen Anderen hereinlassen in unser Leben. Ihm sagen, was uns auf dem Herzen liegt. Das können wir auch. Anderen, wenn sie ein Leid zu tragen haben, zuhören. Erst einmal zuhören. Das tut gut. Das hilft zumindest ein wenig. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Einer trage des Anderen Last. Zurück zu den zwei Jüngern und zu ihrem Begleiter. Sie sind zuhause angekommen. Der Fremde will weiter gehen. Sie bitten ihn: Bleibe bei uns; denn es wird Abend, der Tag hat sich schon geneigt! Er bleibt. Sie setzen sich zu Tisch. Der Gast bricht das Brot. Er reicht es ihnen. Da erkennen sie ihn. Jesus. Er lebt. Doch in diesem Augenblick entzieht er sich ihrem Blick. Voller Freude brechen Sie auf, zurück nach Jerusalem, zurück in den Kreis der Jünger. Jesus lebt. Sie müssen es allen erzählen. Die gute Nachricht. Frohe Botschaft. Evangelium verkünden, mitteilen, mit anderen teilen. Das ist klug. Eine Frage habe ich noch: War es klug, dass Sie heute hierher gekommen sind in die Kirche? In den Gottesdienst? War es klug, dass Sie mir zugehört haben? Wenn ja, dann kommen Sie doch öfter mal vorbei. Denn hier hört uns einer zu. Er versteht uns. Er geht mit uns. Er bricht uns das Brot. Jesus Christus. Wir wollen gut leben. Wir halten uns an die Regeln und an die vier Kardinaltugenden. Jetzt sind sie komplett: die Klugheit, die Gerechtigkeit, die Tapferkeit und das rechte Maß.

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner