Am 30. April 2023
EVANGELIUM: Joh 6, 16-21
Wir wollen gut leben. Was tun wir dafür? Wir halten uns an die Regeln, an die Zehn Gebote. Wie beginnen sie? Du sollst keine anderen Götter neben mir haben? Nein. Die zehn Gebote beginnen so: Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Am Anfang steht nicht die Forderung Du sollst, sondern die Tat Gottes. Ich bin Jahwe, dein Gott. Ich habe dich aus Ägypten befreit, aus der Sklaverei.
Ich schenke dir Freiheit. Ich möchte, dass du deine Freiheit behältst. Deshalb gebe ich dir Gebote. Im hebräischen Urtext heißen sie Tora. Zu Deutsch: Weisung zum Leben. Wenn wir sie ins Deutsche übertragen, können wir übersetzen: Du sollst nicht stehlen. Wir können auch übersetzen: Du wirstnicht stehlen. Du sollst und Du wirst, beides ist möglich. Gott schenkt Leben und Freiheit. Das wollen wir bewahren. Deshalb halten wir die Gebote. Hier kommt das erste: Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Du wirst keine anderen Götter neben mir haben. Damals zur Zeit der Bibel werden viele Götter verehrt. Assyrer, Ägypter, Griechen, sie alle haben ihre eigenen Götter. In dieser polytheistischen Welt beschließen die Israeliten, nur einen Gott zu verehren, ihren Gott, Jahwe. Er hat sie aus Ägypten befreit. Er hat sie durch die Wüste geführt, ins gelobte Land. Die Israeliten verehren ihren Gott, so wie andere Völker ihre Götter verehren. Dass diese Götter existieren, wird nicht hinterfragt. Langsam wächst die Erkenntnis: Es gibt nur einen Gott. Die Götter der anderen sind Hirngespinste, Götzen, von Menschen gemacht. Trotzdem sind die Israeliten versucht, bei anderen Göttern fremdzugehen. Da ist zum Beispiel Baal. Er gilt als Gott der Fruchtbarkeit. Die Israeliten sind Hirten und Bauern. Sie brauchen Sonne und Regen zur rechten Zeit. Unwetter und andere Naturkatastrophen sollen ausbleiben. Könnte Baal da helfen, der Spezialist für gutes Wetter und reiche Ernten? Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Was heißt das für uns? Wo machen wir unser Leben fest? Bei Gott oder bei Götzen? Setzen wir die Güter dieser Welt an die Stelle, die Gott gehört? Einer lebt nur für seines Karriere. Eine Zeitlang kann es gutgehen. Doch die Karriere kann einen Knick bekommen. Die erwartete Beförderung kann ausbleiben. Eine Krankheit kann Träume zunichtemachen. Götter dieser Welt, an die Stelle Gottes gesetzt, enttäuschen immer. Auch Menschen können an die Stelle gesetzt werden, die nur Gott ausfüllen kann. Verliebte wissen es. Anfangs ist der Geliebte der Märchenprinz. Die Geliebte ist die Traumfrau. Er erwartet alles von ihr, sie alles von ihm, den Himmel auf Erden. Sind beide länger beisammen, merken sie: Der andere hat auch Ecken und Kanten, Fehler und Schwächen. Beziehungen zerbrechen, wenn Partner zu viel voneinander erwarten, wenn sie nicht bereit sind, den anderen so anzunehmen, wie er wirklich ist. Menschen sind nicht fehlerlos und vollkommen. Fehlerlos und vollkommen ist nur einer: Gott. Menschen und Güter, an die Stelle Gottes gesetzt, sind da überfordert. Die Enttäuschung bleibt nicht aus. Gott möchte uns das ersparen. Er ist ein Gott des Lebens, der Freiheit, der Liebe. Das erfahren die Israeliten damals und wir heute. Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Du wirst neben mir keine anderen Götter haben.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner