Am 21. Mai 2023

erstkommunion sw

LESUNG: Jer. 17,19-27

Wir wollen gut leben. Was tun wir dafür? Wir halten uns an die Zehn Gebote. Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig! So lautet das dritte Gebot nach kirchlicher Zählung. Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig! Der Sabbat ist das Erkennungszeichen Israels bis heute.

Wer schon einmal in Jerusalem war, weiß es: Am Samstag, am Sabbat, sind dort, wo die orthodoxen Juden leben, die Straßen gesperrt. Kein Auto darf fahren. Jede Arbeit, die nicht lebensnotwendig ist, ist verboten. Der Sabbat, der Samstag, der siebte Tag der Woche, ist der Ruhetag für alle. Warum? In sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt. Sagt die Bibel. Selbst Gott, der Schöpfer der Welt, arbeitet nicht sieben Tage in der Woche. Sechs Tage genügen. Der siebte Tag ist Ruhetag. Der Mensch ist Ebenbild Gottes. Auch er darf einen Tag pro Woche ausruhen. Er hat Anteil an der Würde Gottes. Der Mensch ist mehr als nur seine Arbeitskraft. Er ist frei. Gott erschafft die Welt in sechs Tagen. Am siebten Tag ruht er aus. Diese Erzählung finden wir auf der ersten Seite der Bibel, im Buch Genesis. Entstanden ist dieser Text im 6. Jahrhundert vor Christus. Das Volk Israel ist damals in Babylon, in der Verbannung. Eine Minderheit. Fremd in einem fremden Land. Die Israeliten laufen Gefahr, ihre Identität als Volk und als Religionsgemeinschaft zu verlieren. Damit das nicht passiert, formulieren die Gelehrten und die Priester Israels diese Geschichte von der Erschaffung der Welt. Sechs Tage Arbeit. Der siebte Tag ist Ruhetag. Sabbat. Der Sabbat ist das Erkennungszeichen Israels bis heute. Wir Christen übernehmen das Sabbatgebot von den Israeliten. Doch wir übertragen den Ruhetag vom Samstag, dem siebten Tag, auf den Sonntag, den ersten Tag der Woche. Der Sonntag ist der Tag, an dem Jesus von den Toten auferweckt wurde, der Tag des Herrn. Nicht nur am Ostersonntag, an jedem Sonntag feiern wir die Auferstehung Jesu in der Eucharistie. Der alttestamentliche Sabbat bekommt so eine zweite Begründung: Würde und Freiheit des Menschen sind in der Schöpfung grundgelegt. Würde und Freiheit werden in der Auferstehung Jesu bestätigt. Jesus hat Sünde und Tod besiegt. Wer an ihn glaubt, bekommt Anteil an seinem Leben. Der Sonntag, der Tag des Herrn, erinnert uns daran. Ich schätze es sehr, dass wir gemeinsam an jedem Sonntag die heilige Messe feiern können, hier in der Kirche. Ihnen allen, die Sie am Sonntag in die Kirche kommen, möchte ich herzlich danken für Ihre Treue. Wie ist es heute um den Sonntag bestellt in unserer Gesellschaft? Als gemeinsamer Ruhetag verschwindet er mehr und mehr. Er wird zum Arbeitstag. Keine Frage: Polizei, Feuerwehr, Krankenhäuser, Verkehrsbetriebe, sie müssen auch am Sonntag funktionieren. Aber brauchen wir den verkaufsoffenen Sonntag? Wird der Wirtschaftsstandort Deutschland gestärkt, wenn Betriebe auch am Sonntag produzieren? Geht da nicht ein Stück Lebensqualität und Kultur verloren? Kultur und Lebensqualität, die letztlich den Wirtschaftsstandort stärken? Wir brauchen den Sonntag als gemeinsamen Ruhetag, als Tag der Erholung und der Besinnung. Erwerbsarbeit ist nicht der tiefste Sinn unserer Existenz. Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig!

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner