Am 18. Juni 2023
LESUNG: 1 Kön 21,1-29
Jesus beruft zwölf Apostel. Er sendet sie zu den Menschen. Sie sollen ihnen das Evangelium bringen. Frohe Botschaft. Gute Nachricht. Wie lautet sie? Das Himmelreich, das Reich Gottes ist da. Gott will, dass alle gut leben können. Er schenkt uns dieses neue gute Leben und er gibt uns Regeln. Gebote, damit wir das neue gute Leben nicht verlieren.
Zehn Gebote. Heute spreche ich über das achte Gebot: Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Du wirst, du sollst nicht falsch aussagen gegen deinen Nächsten. Nicht falsch aussagen. Worum geht es, damals in biblischer Zeit? Ein Israelit ist als Zeuge vor Gericht geladen. Er soll die Wahrheit sagen. Wenn er lügt, schadet er dem Angeklagten. Ein Beispiel: Ahab, der König von Israel, möchte den Weinberg seines Nachbarn Nabot kaufen. Der will nicht verkaufen. Isebel, die Königin, lässt Nabot vor Gericht bringen. Bezahlte Zeugen lügen. Sie belasten ihn mit Falschaussagen schwer. Nabot wird verurteilt und hingerichtet. König Ahab nimmt den Weinberg in Besitz. Das ist ein Justizmord aus Habgier und ein Verstoß gegen das achte Gebot. Du wirst nicht falsch aussagen gegen deinen Nächsten. Das achte Gebot regelt die Kommunikation. Dass Menschen die Wahrheit sagen, dass man sich darauf verlassen kann, das ist die Basis für das Zusammenleben. In allen Kulturen gibt es Regeln, die den Umgang mit der Wahrheit, die Kommunikation ordnen. Die Bibel stellt das Gebot der Wahrhaftigkeit in einen religiösen Kontext. Gott schenkt uns ein Leben in Freiheit und Gerechtigkeit. Er will, dass wir dieses neue Leben nicht leichtfertig aufs Spiel setzen durch Lügen, durch Falschaussagen, durch Intrigen. Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Du sollst nicht falsch aussagen gegen deinen Nächsten. Dass Menschen die Wahrheit sagen, ist leider nicht selbstverständlich. Bestimmte Politiker, bestimmte Medien, sie streuen falsche Nachrichten. Fake News. Du wirst nicht falsch aussagen gegen deinen Nächsten. Vor Gericht und anderswo wird bisweilen ein Eid verlangt. Dürfen Christen schwören? Jesus sagt in der Bergpredigt: Nein. Euer Ja sei ein Ja und euer Nein ein Nein. Wir sollen so reden, dass man sich auf uns verlassen kann, immer und überall, ohne Eid. Warum gibt es ihn trotzdem, den Eid? Weil wir schwach sind. Wenn alle Heilige wären, könnte man auf den Eid verzichten. Was gilt am Krankenbett? Ein Patient ist unheilbar krank. Er weiß es nicht. Was tun? Wenn der Patient nach seinem Zustand fragt, wenn er seelisch stabil ist, wenn er Vertrauen hat, dann kann man offen reden. Das entlastet alle. Ist der Patient labil, wird man schonender vorgehen, aufmerksam für seine seelische Lage. Man wird ihm die Wahrheit langsam eröffnen. So wie er sie annehmen kann. Nicht immer darf die Wahrheit offengelegt werden. Ärzte und Seelsorger unterliegen der Schweigepflicht. Jeder kann in die Lage kommen, in der er die Wahrheit nicht sagen darf. Es ist in der NS-Zeit. Eine Familie versteckt ein jüdisches Kind. Es läutet an der Tür. Es ist die Polizei. Sie fragt: Haben Sie Juden im Haus? Mörder haben kein Recht auf die Wahrheit. Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Du wirst nicht falsch aussagen gegen deinen Nächsten.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner